Das Goethe-Gymnasium möge diesen Vergleich verzeihen, aber ein wenig haben die Hörder im Dortmunder Schulsport die Rolle inne, die im Bundesliga-Fußball von den Münchner Bayern ausgefüllt wird: Die des turmhohen Favoriten nämlich, an dem sich alle anderen Teams in schöner Regelmäßigkeit ihre Zähne ausbeißen. So gesehen sollte es die Schwarzgelben vielleicht ermutigen, was sich am 22.11. in der Helmut-Körnig-Halle zutrug. Bewies da doch der (Dortmunder) Westen in Gestalt des Bert-Brecht-Gymnasiums, was möglich ist, wenn man kontinuierlich an sich glaubt und ehrgeizig bleibt.
Nach der letztjährigen Premiere, bei der eine Endlauf-Teilnahme herausgesprungen war, gingen die Kirchlinder bei diesen Stadtmeisterschaften mit vier Staffeln an den Start: Auf jeden Fall ambitioniert, aber durchweg auch mit starker Konkurrenz. Als echter Erfolgs-Turbo allerdings erwies sich die 2022 aus der Taufe gehobene Sport-Partnerschaft mit dem TSV Kirchlinde, in dessen Reihern sich ohnehin etliche „BBGlerinnen“ tummeln. Andererseits: Nur die Mädchen der WK IV (Jg. 2011 und jünger) kamen in den zurückliegenden Wochen in den Genuss von Extra-Trainingseinheiten im Verein, sowohl die gleichaltrigen Jungen als auch die Mädchen der WK II (Jg. 2007 und jünger) enterten die Helmut-Körnig-Halle als komplette Staffel-Greenhorns, flogen in ihren Vorläufen aber geradezu über die Bahn und sicherten sich jeweils die Final-Teilnahme.
Die Spannung war mit Händen zu greifen, als um 14:20 Uhr die erste Endlauf-Entscheidung mit Kirchlinder Beteiligung anstand, am Ende aber wurde es verblüffenderweise noch nicht einmal knapp: In souveräner Manier fuhr der ältere der beiden BBG-Mädchen-Vierer – übrigens nur zur Hälfte privat im Laufclub organisiert – den Sieg ein und bescherte seiner Schule den ersten Titel.
Die um kurz nach drei in den Startblöcken knienden Jüngeren der Bert-Brecht-Schülerinnen hatten sich – Stichwort Bayern München – mit der zweitbesten Vorlaufzeit für ihr Finale qualifizieren können, eilen aber im Verein schon seit einiger Zeit von Erfolg zu Erfolg. Abgerechnet, so war allen demzufolge klar, wird zum Schluss. Und tatsächlich entschied sich dieser Lauf erst auf der Zielgeraden, auf der Amélie Ben Sassi die Angriffe ihrer Kontrahentinnen mit großem Einsatz abwehren konnte: Beim Trainerteam kannte die Euphorie ob des zweiten Titels kaum Grenzen.
Den Punkt aufs I allerdings setzte dann die Jungen-Staffel. Beim Blick aufs Starterfeld konnte man sich durchaus fragen, ob hier die Jahrgänge nicht durcheinander gewürfelt worden waren: Ein paar der Gegenspieler hätten den Kirchlindern ohne allzu viel Mühe über den Kopf spucken können. Ungeachtet dessen rannte die Bert-Brecht-Truppe los, als würde sie “von wilden Tieren verfolgt”. Aber war dieser Vorsprung angesichts signifikant kürzerer Beine zu halten? Kaum zu glauben: Das war er! Um 15:15 Uhr blieb dank des Riesen-Kampfgeistes schließlich auch der dritte Titel in Kirchlinde – eine unglaubliche Bilanz, welche auch die anwesenden Kollegiums-Mitglieder fast sprachlos machte.
„Ab jetzt bleiben wir am Ball“, versprach Sportlehrerin Sarah Scheller dann allerdings im Rückblick auf diesen außergewöhnlichen Tag. Womit im Übrigen auch eine künftig bessere Erfassung von Lauf-Talenten gemeint ist. Ansonsten dürften sie am Sumbecks Holz ab sofort vor allem das (Luxus-)Problem haben, die 2023er Bilanz nur schwer toppen zu können. Zumal Titelverteidigungen ja manchmal eine harte Nuss sind. Andererseits hat bei Schwarzgelb auch das gegen die Münchner Bayern bekanntlich schon mal geklappt.