Von Kevin Großkreutz weiß man, dass er als „Kind der Südtribüne“ den Traum von der eigenen Borussen-Karriere auf dem Rasen träumte und ihn schließlich auch umsetzte. Selbst Teil des – immer noch neuen – schwarzgelben Frauenteams zu werden, mag vergleichsweise einfacher hinzubekommen sein, bleibt aber dennoch für zahllose Kickerinnen der näheren und weiteren Umgebung ein zumeist unerfüllbarer Traum.
Nur 24 Plätze im Kader
Und so stand dann zur Gründung der Frauen-Abteilung im vergangenen Jahr den gerade mal 24 zu besetzenden Plätzen des BVB-Kaders ein ganzer Berg an Bewerbungen gegenüber. Eine Kirchlinderin allerdings schaffte es dennoch in den exklusiven Kreis – und das, obwohl die 17-jährige Hannah Goosmann seit gerade einmal vier Jahren im Verein vor den Ball tritt. Der eigene Karrierestart nämlich, gibt sie zu, verlief etwas holprig bzw. verzögerte sich zunächst um einige Jahre: „Fußball spielen wollte ich schon immer, aber meine Mutter war erst einmal etwas skeptisch. Als ich kleiner war, habe ich in Frohlinde trotzdem mal ein Probetraining absolviert, aber damals stand ich vor der Entscheidung, ob ich meine Aufmerksamkeit lieber dem Training widme oder einem eigenen Hund. Und der Hund hat das Rennen gemacht!“
Leidenschaft Fußball
Aufgeschoben war allerdings nicht aufgehoben, zumal das sportliche Potential der Gymnasiastin schon in ganz jungen Jahren zu Tage trat. Als gerade mal Achtjährige holte sie sich in der Schülerwertung des Kirchlinder Friedenslaufs den dritten Platz, und vier Jahre später ließ sie beim gleichen Wettbewerb in der U14 die komplette teils ältere Konkurrenz hinter sich. Ihre Leidenschaft aber galt eben schon damals König Fußball – und glücklicherweise zerstreuten sich auch die innerfamiliären Zweifel im Laufe der Zeit. Als die örtliche DJK Westfalia dann 2017 per Aushang im Rewe nach Spielerinnen suchte, sprang Hannah auf den Zug auf.
Dort zeigte sich schnell, dass bei ihr Interesse und Talent Hand in Hand gingen. Gerade mal ein halbes Jahr mit von der Partie, flatterte gar eine Einladung des Bundesligisten FC Gütersloh zum Probetraining ins Haus. Dass daraus dann letztlich doch nichts wurde, bewertet die Kirchlinderin im Rückblick sogar positiv: Wegen der enormen Entfernung, und weil ihr Herz nun mal seit jeher für Schwarzgelb schlug. Kaum hatte sie vom geplanten Aufbau einer Frauen-Abteilung bei ihrem Herzensverein Wind bekommen, stand für Hannah daher fest: Da will ich hin!
Mit Video beworben
Corona indes machte es notwendig, die Verantwortlichen beim BVB mit einem fußballerischen Bewerbungs-Video zu überzeugen – keine einfache Sache bei gerade mal 24 zu vergebenden „Plätzen an der Sonne“! Die damals noch 16-Jährige warf also alles in die Waagschale und legte noch einen sportlichen Lebenslauf in Schriftform obendrauf. Und siehe da: Einige Wochen und einen positiven Bescheid von Seiten des BVB später nahm Hannah Goosmanns Traum langsam Gestalt an. Als diesmal auch beim Probetraining nicht Schluss war, konnte sie ihr Glück kaum fassen.
„Eigentlich“, gesteht sie rückblickend, „hatte ich mich nämlich schon für zu alt gehalten, um nochmal von einem großen Verein gescoutet zu werden.“ Nachdem diese Fehleinschätzung korrigiert wurde, will die Kirchlinderin – passend zu ihrer Mannschaftsposition – nun aber auch angreifen. Mit 540 Liga-Einsatzminuten und 12 Toren, also im Schnitt einem Treffer pro Halbzeit, verlief die Premierensaison im Borussendress ausgesprochen ermutigend.
Traum von Matches in höheren Ligen
Geht es nach Hannah, darf diese Geschichte noch lange fortgeschrieben werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, den Verein wieder zu verlassen – da müsste ich schon rausgeschmissen werden“, lacht sie und träumt – erstmals, wie sie betont – ein bisschen von einer erfolgreichen Fußballkarriere und Matches in höheren Ligen. Die Bereitschaft, ihr Hobby zumindest halb-professionell zu betreiben, ist jedenfalls da. „Wenn man das will, lässt es sich auch organisieren“, plagen die 17-Jährige in dieser Hinsicht keinerlei Zweifel.
Und wenn das Glück ganz auf ihrer Seite sein sollte, so hofft die eingefleischte Anhängerin von Schwarzgelb, gebe es einen schönen Tages ja vielleicht sogar mal die Möglichkeit, auf dem Rasen des Signal-Iduna-Parks einzulaufen. Dann jedenfalls wäre im Grunde die alte Kevin-Großkreutz-Geschichte auch hier wahr geworden.