Mit ihrer eigenen Dauerausstellung zum Thema Antisemitismus, in deren Mittelpunkt eine reale jüdische Familie aus dem Kirchlinde der Nazizeit steht, weckt die Droste-Hülshoff-Realschule immer wieder die Aufmerksamkeit von Initiativen und gesellschaftlichen Akteuren. Auch die vor dem betreffenden Haus in der Heckelbeckstraße verlegten Stolpersteine werden seit langem durch die Kirchlinder Realschüler:innen gepflegt.
Die seit 2015 bestehenden Bildungspartnerschaft zwischen DHR und dem Jugendring Dortmund machte nun im September bzw. Oktober 2024 zwei Fahrten zu Gedenkorten möglich.
Die Tagesfahrt nach Enschede brachte 38 Schülerinnen und Schüler mit Bert Woudstra zusammen. Der 92-Jährige ist einer der wenigen noch lebenden unmittelbaren Zeitzeugen der NS-Zeit. Seine persönlichen Erfahrungen hielt er u. a. in der Erzählung „Wechselnde Haustüren“ fest, in welcher er von der Deportation seines Vaters Samuel nach Mauthausen, der persönlichen, ruhelosen Fluchtgeschichte sowie der Ermordung seines Unterstützers Hendrik Egbert Jannink schreibt, der im September 1944 in einem holländischen Konzentrationslager starb. Auch die an die beiden NS-Opfer erinnernden Stolpersteine nahm die Kirchlinder Gruppe in Augenschein
Noch vorher aber fand eine Führung durch Enschedes Synagoge statt, welche zu den schönsten in Westeuropa zählt. Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch des Kriegsdenkmals im Volksgarten, danach durften die Schülerinnen und Schüler die Stadt eigenständig erkunden.
Die im Oktober anstehende Fahrt wiederum war weit mehr als eine Tagestour, denn diesmal hießen die Ziele Prag sowie Theresienstadt. In Tschechiens Hauptstadt besuchte die Dortmunder Delegation zunächst die Pinkas-Synagoge, deren Wände mit den Namen von rund 80.000 im Zuge des Holocaust ermordeten tschechischen und mährischen Juden bedeckt sind. Nicht minder beeindruckend der eigentlich kleine benachbarte jüdische Friedhof, der über die Jahrhunderte dennoch zur letzten Ruhestätte von über 100.000 Menschen geworden ist: Ein deutliches Indiz für die lange jüdische Präsenz in Prag.
Nach einem Erkundungstag der Metropole und ihrer Sehenswürdigkeiten gehörte Tag drei der Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte Theresienstadt. Hier traf man tags drauf ein, besah sich die dereinst als Gestapo-Gefängnis „Kleine Festung“ sowie das ehemalige Ghetto, welches den Nazis als Konzentrations- und Durchgangslager für Juden aus verschiedenen Teilen Europas diente.
Nach fünf intensiven Tagen trat die Gruppe am Sonntag die Rückreise an. Die gewonnenen Eindrücke dürften noch ein wenig nachwirken und das Bewusstsein der Teilnehmenden geformt haben, aber genau das ist schließlich auch der Anspruch der engagierten Kirchlinder Realschule.