Droste-Hülshoff-Schüler trugen ihre Werke sogar beim Lesart.Festival vor
„Achtsamkeit wünschen wir uns doch von unseren Schülern“, freut sich Deutschlehrerin Hilke Hagemeister, „hier jedenfalls können wir sie finden.“
Gemeint sind damit die seit über fünf Jahren an der Droste-Hülshoff-Realschule durchgeführten Schreibwerkstätten, zu denen sich jeweils Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen anmelden konnten. Bei den von Robert-Bosch-Stiftung und Dortmunder Literaturhaus gemeinsam in mehreren Ruhrgebietsstädten initiierten Workshops sind es Schriftsteller, die die Teilnehmer – also quasi aus erster Hand – in ihrer Lust am Schreiben fördern, und ihnen ein wenig zusätzliches „Handwerkszeug“ mit auf den Weg geben.
Allen Kursleitern gemeinsam ist, dass sie Träger des Adalbert-von-Chamisso-Preises sind, welcher deutsch schreibende Autoren auszeichnet, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist.
Die Kirchlinder Schule hat der gebürtige Ungar Akos Doma unter seine Fittiche genommen, der mit vierzehn – und damals noch ohne Deutschkenntnisse – aus seiner Heimat emigrierte. „Ich, Europa“ lautet die Überschrift der diesjährigen Workshops, die auch für den heute 56-Jährigen mehr als nur ein Wort sein dürfte.
Ob die Schüler im Rahmen dieses Mottos allerdings Lyrik, Prosa oder Dialoge verfassten, blieb ihnen überlassen. Über insgesamt fünf Wochen erstreckten sich die auf das Jahr verteilten Übungseinheiten, und Hilke Hagemeister kann bestätigen, dass die Kinder und Jugendlichen mit dem ganzen Herzen dabei waren: „Sie erleben, wie sie sich weiterentwickeln und schätzen ihre Leistungen unabhängig vom Alter gegenseitig wert.“
Nicht für alle Teilnehmer waren es die allerersten literarischen Gehversuche. Eine 14-Jährige erzählte, wie sie früher bereits für eine Freundin oder ihre Familie kleine Geschichten zu Papier gebracht hatte, und die gleichaltrige Jolyne hat vor drei Jahren bei einem schulinternen Wettbewerb mal den zweiten Platz abgestaubt. Lenny und Ali aus der 7. Jahrgangsstufe waren sogar schon genug vom Schreibvirus befallen, um gemeinsam eine Geschichtensammlung zu verfassen, die es mittlerweile in der Droste-Hülshoff-Schulbibliothek zu lesen gibt. Was den Schreib-Workshop angeht, sind sie fast alle „Wiederholungstäter“, die sich sehr gut vorstellen können, ihrem Hobby auch später im Leben treu zu bleiben. Einer Zusatzmotivation bedurfte es also vermutlich gar nicht – und dennoch gab es sie in diesem Jahr:
Erstmals nämlich trugen alle sieben am Projekt beteiligten Schulen ihre besten Werke im Rahmen des LesArt.Literaturfestivals Mitte November im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater vor – ein Rahmen also, zu dem längst nicht nur Eltern und beste Freunde zu erwarten waren. Das trieb den Puls im Vorfeld selbstverständlich ein wenig in die Höhe, stachelte aber gleichzeitig die Lust am Schreiben weiter an. Und am Lesen ja sehr wahrscheinlich auch!
Auf die Frage jedenfalls, wer denn privat noch regelmäßig ein (analoges) Buch aufschlage, reckten sich die Arme fast aller etwa 20 Teilnehmer nach oben. „Generation Smartphone“ also hin oder her – an der Droste-Hülshoff-Realschule scheinen sie einen guten Weg gefunden zu haben, den Spaß an Literatur zu fördern. Und auch beim nächsten Kirchlinder Schreib-Workshop dürfte es wieder voll werden!