Was haben Harley Quinn, Will Turner und ein Matrix-Agent gemeinsam? Wer jetzt an eine Kirchlinder Tänzerin denkt, liegt goldrichtig. Denn Hannah Neubauer verkörpert sie alle – und noch mehr. Seit Beginn der aktuellen Saison im Sommer tanzt sie in drei unterschiedlichen Gruppen des Tanzsportclubs Dortmund, tritt mit “Joker” Enie Berling als Duo auf und heimst mit allen Preise ein. Den ganz großen Coup hat sie jetzt als braver Konterpart gegen die Piraten der “Black Pearl” gelandet. Mit 118 von 120 Punkten ging Will Turner mit seiner Gruppe von der Bühne der Dance Unit – und hat sich damit für die Finals in Oberhausen im April und Mai qualifiziert.
Vier erste Plätze
Viermal erster Platz hieß es für Hannah bei der Qualifikationsrunde in den Westfalenhallen Ende Februar. Eigentlich gehörte sie dort mit ihren 13 Jahren noch zu den “Kids” und trat in der Kategorie “Contemporary” auch in dieser Altersklasse auf. Als einer von mehreren Höhlenmenschen hat sie das Ziel, ein Mädchen “in unseren Bann zu ziehen”. “The Grotto” heißt diese Nummer, für die die jungen Tänzerinnen im heimischen Tonstudio eines Vaters lockende Beschwörungen eingesprochen haben. “Das ist etwas ausgefallener”, fasst Hannah dieses Projekt zusammen.
Konkret wird es hingegen, wenn Hannah sich in die Psychiaterin des Jokers verwandelt. Als sie sich in ihren Patienten verliebt, ihm geradezu verfällt, wird sie selbst zur grotesken Harley Quinn. Von “I was made for loving you” von Kiss, über Britney Spears’ “Toxic” bis zu Lady Gagas “Bad Romance” entwickelt sich auf der Bühne eine “klassische Hassliebe” zwischen den beiden Tänzerinnen, wie Hannahs Vater Patrick es ausdrückt.
Drei Sonderpreise
Hannah bei der Dance Unit innerhalb von zehn Minuten von Harley Quinn mit Haarspray-beladenen Zöpfen in einen Will Turner zu verwandeln, stellte für Katrin Neubauer eine der typischen Herausforderungen dar, mit denen sie sich als Mutter einer Leistungstänzerin regelmäßig konfrontiert sieht, wie sie lachend erzählt. Auf “Why so serious?” nämlich folgte unmittelbar “A Day at the Black Pearl”.
Mit dieser Nummer holten Hannah und ihre Kidsgruppe an jenem Wochenende neben einem ersten Platz drei Sonderpreise und können damit nun den Sonderpreis ergänzen, den sie seit den Bergischen Tanztagen bereits in Händen halten. Neben der höchsten Punktzahl – “Eigentlich waren wir die ersten, die die 118 geknackt haben, bei diesem Wettbewerbsformat” – und als “Overall Winner” erhielten sie auch eine Auszeichnung für die beste Choreografie – und die geht auf Lisa Schreers und Fabian Eßmanns Konto. Grundsäzlich entwickelt die Tanztrainerin alle Choreografien ihrer Gruppen selbst – ergänzt um witzige Details von ihrem Co. Im Team hatten die beiden auch “The Blue or the Red Pill” entwickelt, einen Tanz mit Matrix-Story, für den die Gruppe in der Kategorie “Showtanz Junioren” ebenfalls einen ersten Platz einheimste. Ganz in Schwarz, mit Kunstlederhose und Sonnenbrille tritt Hannah hier als Agentin auf.
Tanzerfolg trotz Fuß-OP
All die Tänze zu lernen stellte Hannah in dieser Saison vor besondere Herausforderungen. Vier bis fünf Mal wöchentlich zu trainieren, gehört für sie zum Alltag. Doch zu Beginn der Saison musste sie eine Entscheidung treffen. Der Arzt prognostizierte ihr körperliche Probleme im Erwachsenenalter, wenn sie die Fehlstellung ihres rechten Fußes nicht korrigieren ließ.
“Während schon die Tänze trainiert wurden”, erzählt Hannah, begab sie sich unter das Messer. Im Anschluss konnte sie drei Wochen lang gar nicht tanzen. Dennoch saß sie bei den Trainings stets dabei. “Ich habe auch mitgeschrieben, damit ich den Faden nicht verliere.” Allmählich stieg sie dann wieder ein, ließ zunächst die Sprünge weg, bis sie wieder so richtig einsteigen konnte. “Ich hatte schon Angst, dass ich das nicht alles nachholen kann”, räumt Hannah ein. Aber “zum Glück, auf Holz geklopft”, so Mutter Katrin: “Hat geklappt.” Und spätestens die Dance Unit gibt ihr nun eindeutig recht.