Irgendwann in den späten 1960ern stellten sie Hans Schreiber vor die Wahl: Entweder du lässt dir die Haare schneiden, oder das war’s mit deiner Lehrstelle. Gut, da blieb dem gebürtigen Bielefelder natürlich keine andere Wahl: Ausbildung abgebrochen!
Es waren eben andere, mittlerweile lange vergangene Zeiten. Ein Stück weit wieder lebendig werden allerdings lässt sie jetzt das Westfälische Schulmuseum in Marten. Ab dem 4. Juni lädt die von Julia Rückert kuratierte Ausstellung „Talking ‘bout my generation“ an der Wasserburg zu einer kleinen Zeitreise in die Jugendkultur der 1960er- und 1970er-Jahre ein. Zu diesem Zweck trug die wissenschaftliche Volontärin Exponate u. a. an der Dortmunder TU, im Museum Lünen, im Duisburger „Archiv für alternatives Schrifttum“ sowie – nicht zuletzt – im Schreiberschen Privatarchiv zusammen.
Der 73-Jährige betreibt in Dortmund-Eving gemeinsam mit einem Kompagnon das „Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet“ und ist darüber hinaus so etwas wie ein wandelndes Lexikon der aufregenden Umbruchzeiten vor etwa einem halben Jahrhundert.
Spektakulärstes Ausstellungsstück ist dann auch der Original-Parka des Musik-Enthusiasten, auf dem am Ende der wilden 1960er niemand geringeres als Mick Jagger himself gut lesbar seine Signatur hinterließ.
Andere Vitrinen haben etwa – konsequenterweise – den sich wandelnden Schulunterricht inkl. solcher Reizthemen wie Sexualkunde oder antiautoritäre Erziehung, die Protestbewegungen der Hippie-Ära oder die zeitgenössische Mode zum Thema. Samt der unverzichtbaren Schnittmuster aus Burda-Zeitschriften, denn in den hiesigen Kaufhäusern dauerte es noch lange, bis der „Biedermeier-Stil“ den Rückzug antrat.
Auch der sich den „Accessoires“ widmende Schaukasten bedient sich im Schreiberschen Haushalt: Eine originale Pailletten-Handtasche im unverkennbaren Stil ihrer Zeit erwies sich als seit Jahrzehnten ungeöffnetes Schatzkästchen, aus dem etwa Eintrittskarten, eine Haarspange oder Werbeflyer (für „The Schirthasers“ in Dortmund-Nette) herauspurzelten.
Bis zum 22. Oktober kann man sich in Marten, jeweils zu den gängigen Öffnungszeiten, in die Zeitmaschine setzen. Ein Zugeständnis an die Gegenwart gibt es dann doch, passt es doch prima ins Gesamtpaket: Über QR-Codes an den Wänden des Schulmuseums gelangen die Gäste, falls gewünscht, zu einem handverlesenen Song-Soundtrack im Stil der Zeit. Micck Jagger ist logischerweise dabei!