Binnen eines dreiviertel Jahres hat das Pfarrteam der Christus-Gemeinde ein komplett anderes Gesicht erhalten. Dem letztjährigen Wechsel von Pfarrer Michael Mertins folgten in diesem Sommer in knapper Folge zwei weitere Abschiedsgottesdienste: Pfarrerin Heike Bährle zog es nach elf Jahren zurück ins Badische, ihr Kollege Hans-Otto Witt wiederum erreichte kürzlich den verdienten Ruhestand.
Von den betroffenen drei Pfarrstellen – auch das war im Dortmunder Westen bereits seit geraumer Zeit klar – würde man nur zwei wieder besetzen können. Mitte Juni dann traf das Presbyterium seine Entscheidung über die neuen Seelsorger der Gemeinde, die sich am 19. September im Rahmen eines Einführungs-Gottesdienstes erstmals den Kirchgängern vorstellen werden.
Einer der beiden, der gebürtige Telgter Jens Nieper, gab im Vorfeld ein paar Einblicke in seine Überzeugungen und bisherige Erfahrungen. Aufgewachsen in Münster, kommt er derzeit beinahe zurück in seine alte Heimat. In den letzten neun Jahren war der 52-Jährige tätig für das Berliner Missionswerk, und betreute in dieser Funktion unter anderem die evangelisch-ägyptische Kirche sowie eine evangelische Schule in Bethlehem.
Zweimal hat der neue Pfarrer sich bislang einen kurzen Eindruck von seinem künftigen Wohnort Lütgendortmund machen können und dabei „in die ein oder andere Seitenstraße geschaut“, der eigentliche Umzug aber ist erst für Ende September geplant. Dann allerdings will Jens Nieper alsbald die Brücke zu den Menschen vor Ort schlagen, denn das – so erzählt er – ist ohnehin einer seiner wichtigsten Leitsätze: Den Mut zu haben, auf seine Mitmenschen bezogen zu sein, und dies auch zu vermitteln. Sich selbst als Sozialwesen zu sehen, muss der Mensch aus Jens Niepers Sicht heutzutage nämlich leider mitunter erst wiedererlernen. Für ihn als Pfarrer sei die Aufgabe insofern, aufmerksam zu sein, wer seine Hilfe oder Unterstützung brauche – aber auch, wie und mit wem man feiern könne.
Die soziale Komponente allerdings ist für Jens Nieper kein Selbstzweck. „Ich wünsche mir“, sagt er, „dass Menschen den eigenen Glauben entdecken und ins Gespräch kommen über das, was sie spirituell bewegt.“ Dies wird er künftig im gesamten Gemeindebezirk den Dortmundern zu vermitteln versuchen, denn mit dem Wegfall einer Pfarrstelle wird auch die feste Bindung der einzelnen Pfarrer an einen Vorort Geschichte sein. Die genaue Aufteilung der Arbeitsbereiche wiederum muss das Dreierteam noch final abstimmen, mit seiner internationalen Erfahrung allerdings dürfte Jens Nieper zur bis 2020 von Michael Mertins sehr engagiert betriebenen Flüchtlingsarbeit der Gemeinde einen wichtigen Beitrag leisten können.