Würde ein Martener von Günther Jauch gefragt werden, was man sich denn unter einem „Düker“ vorzustellen habe: Kein Problem, schließlich verfügt der Stadtteil selbst über solch eine „Druckleitung zur Unterquerung von Straßen, Tunneln usw.“ – und die ist seit etlichen Jahren immer wieder Thema im Ort. Wird die Anlage am Bärenbruch nahe der ev. Kirche nämlich renoviert bzw. ersetzt, stehen Marten eine längere Bauphase und ein paar Unannehmlichkeiten ins Haus.
Seitdem die Emschergenossenschaft vor einigen Wochen zum Infoabend in das Gemeindehaus der Immanuel-Kirche eingeladen hatte, war klar, dass die „heiße Phase“ nun wohl unmittelbar bevorsteht. Diese wurde dann am 20. Februar terminiert und den Anwesenden näher erläutert.
Grundsätzlich notwendig ist die Maßnahme aus Gründen des Hochwasserschutzes: Was Extremregen-Ereignisse anrichten können, wenn die notwendige Infrastruktur fehlt, musste man innerhalb der letzten anderthalb Jahrzehnte entlang Schulte-Heuthaus- und Martener Straße leidvoll erfahren. Daher soll am Bärenbruch künftig durch eine Brücke über den dortigen Bachlauf eine „Vergrößerung des Abflussprofils“ vorgenommen und das Nadelöhr Düker aus der Welt geschafft werden. Im selben Zuge erhofft sich die Emschergenossenschaft durch den Umbau auch einen ökologischen Mehrwert, schafft man am ansonsten renaturierten Lauf des Roßbachs doch einen für viele Organismen unüberwindliche Barriere aus der Welt.
Um dies zu bewerkstelligen, braucht man allerdings eine große Menge Zeit. Zudem müssen am Bärenbruch einige Besonderheiten beachtet werden, wie Projektleiter Franz-Josef Rüller den Anwesenden im Gemeindehaus erläuterte: Da wäre zunächst einmal die Notwendigkeit, den Hochwasserschutz auch während der laufenden Arbeiten durchgehend garantieren zu können. Den Düker auch nur teilweise außer Betrieb zu setzen, ohne für Ersatz gesorgt zu haben, kommt also nicht in Frage – stattdessen ist man gezwungen, die neue Anlage komplett fertig zu bauen, bevor mit dem Abriss der alten begonnen wird. Notwendig machen die Pläne zudem eine Anhebung des Straßenniveaus um 1,80 m.
Den Bachlauf zu erweitern und auf diese Weise flacher gestalten zu können, war keine umsetzbare Alternative, wie der Projektleiter erläuterte: Dann nämlich hätte man auf Flächen expandieren müssen, die der Emschergenossenschaft nicht gehören. Die 180 cm Höhenunterschied wird der Bärenbruch nach Umbauende zu beiden Seiten des Roßbachs auf knapp 70 Metern ausgleichen: „Das wird“, war sich Franz-Josef Rüller sicher, „letztlich deutlich weniger ins Auge fallen, als man erst einmal denkt.“
Eine weitere „Martener Besonderheit“ ergibt sich durch die unmittelbare Nachbarschaft der Baustelle zur örtlichen Feuerwache: Eine auch nur zeitweise Vollsperrung der Straße in südlicher Richtung kam daher nicht in Frage, und auch eine Ampelanlage inkl. „Grüner Welle“ für Einsatzwagen war der Feuerwehr zu risikobehaftet. Daher fiel die Entscheidung letztlich zu Gunsten einer Einbahnstraßenregelung, die während der gesamten Maßnahme die Durchfahrt von Nord nach Süd gewährleistet. Umgekehrt allerdings wird es in Richtung Kirchlinde bzw. OW IIIa im Zuge der Bauarbeiten kein Durchkommen geben. Als Umleitung wird den Autofahrern eine Route über Martener Straße und Germaniastraße empfohlen; die Ampelphasen an deren Einmündung auf den Bärenbruch werden nach Aussage des Projektleiters aktuell offenbar überprüft und ggf. angepasst.
Die für den kompletten Umbau veranschlagte Zeit ist ein echtes „Brett“: An vorbereitende Arbeiten, die mit dem offiziellen ersten Spatenstich am 10.3. beginnen, schließt sich eine beinahe dreijährige (!) eigentliche Bauphase an. Für Verzögerungen sorgt in diesem Zusammenhang neben der erwähnten Wahrung des Hochwasserschutzes die erhebliche Menge an wichtigen Versorgungsleitungen unterhalb der Straße: Für deren Neuverlegung werden alle anderen Arbeiten während des Projekts für insgesamt 25 Wochen pausieren müssen. Auch für Kostensteigerung und Verschiebung des eigentlich schon für 2023 terminierten Projekts sind die enorm aufwändigen Leitungsarbeiten der Grund: Mittlerweile geht der Bauträger – natürlich auch aufgrund von Preissteigerungen – von Investitionen in Höhe von 5,7 Mio. € aus. Erst für den April 2028 rechnet die Emschergenossenschaft mit dem endgültigen Abschluss aller Maßnahmen inklusive Wiederfreigabe der Durchfahrt.
Während auf Pkw-Besitzer also langfristige, aber wohl unvermeidliche Belastungen zukommen, unterstrich Franz-Josef Rüller gleichzeitig, Fußgänger und Radfahrer könnten den Baustellenbereich durchgehend in beide Richtungen passieren. Auf dem runderneuerten Abschnitt des Bärenbruchs dann wird es eine separate Radfahr-Spur geben, weichen müssen dafür die dortigen Stellplätze.
Ihr „Baucamp“ bezieht die ausführende Firma Echterhoff neben dem nahen Pumpwerk Altenrathstraße. Haben dann eines Tages alle Baufahrzeuge endgültig das Feld geräumt, soll der Bachlauf nicht nur ökologisch aufgewertet worden sein. Auch wird man anschließend den sog. „Schwarzen Weg“ durchgehend per Rad bzw. zu Fuß nutzen können, gibt die Emschergenossenschaft ihr Pumpwerksgelände doch öffentlich frei und schafft damit die Unterbrechung der Wegeführung aus der Welt. Der Problematik des hohen Grundwasserspiegels inklusive unpassierbarer, matschiger Wege müsse sich die Stadt im Zuge dessen noch annehmen, gestand Franz-Josef Rüller ein.
Erst einmal aber gilt es für die Martener, zum besseren Schutz ihres Ortes eine üppige Durststrecke zu überstehen, die wohl schon in aller Kürze ihren Anfang nimmt.