Es gab Zeiten, da schien Marten von allen Politikern vergessen und von allen Entwicklungen abgehängt. Im Jahre 2021 aber verfügt man über gleich zwei mit ehrenamtlichem Engagement betriebene Nachbarschaftshilfen, scheint der Sportverein nach einem Beinahe-Totalschaden wieder in die Spur gefunden zu haben, hat das Förderprojekt „nordwärts“ im Ort ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen.
An Herausforderungen herrscht trotzdem kein Mangel – teils, weil es immer eine Herkulesaufgabe ist, ökonomische Schieflagen in Quartieren zu beseitigen, aber auch, weil es die Martener Ulli Sieraus eindringlicher Mahnung aus dem letzten Herbst zum Trotz nicht wirklich hinbekommen, an einem Strang zu ziehen.
Seit einigen Monaten sind nun mit den Quartierskoordinatoren zwei neue Akteure auf der Bühne erschienen – was deren Aufgaben und Ziele sind, scheint den Menschen im Stadtteil jedoch aktuell noch überwiegend unklar. Im Gespräch mit unserer Redaktion brachte mit Daniel Bläser eine Hälfte des Duos ein bisschen Licht ins Dunkel.
Eine dauerhafte Präsenz vor Ort ist für ihn und seinen Kollegen Felix Brückner derzeit – noch – nicht vorgesehen, zunächst einmal möchte man Wünsche und Ideen der Martener Bürger, Vereine und Institutionen sammeln und sich einen entsprechenden Gesamteindruck verschaffen. Den Auftakt dieses Prozesses bildete eine Im Juni unter der Überschrift „Starten in Marten“ durchgeführte Online-Befragung, an der sich knapp 220 Menschen beteiligten, und welche die lokale Baustellen ungeschönt offenlegte: So bezeichneten beispielsweise 17% der Teilnehmer den Stadtteil als lebendig, gut die doppelte Anzahl hingegen hielt ihn für „laut“.
Abgefragt wurden die sechs Themenbereiche, an denen sich Daniel Bläsers und Felix Brückners Arbeit auch in Zukunft orientieren soll: „Wohnen und Arbeiten“, „Mobilität und Verkehr“, „Handel und Versorgung“, „Freiraum und Grünflächen“, „Kultur und Gemeinschaft“ sowie „Bildung und Chancen“. Was zu der Frage führt, wer mit seinen Fragen und Vorschlägen bei den Quartierskoordinatoren ab sofort an der richtigen Adresse ist: Das, so erläutert Daniel Bläser, seien eigentlich alle, welche die Entwicklung des Stadtteils im Sinn hätten und dabei keine wirtschaftlichen Interessen verfolgten. Hauptaufgabe der beiden neuen Martener Akteure sei dabei – wie es die Bezeichnung schon sagt – die Koordination und Bündelung der Aktivitäten vor Ort sowie die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Projekten.
Ob und inwieweit das gelingt, bleibt nun abzuwarten. Einen Mangel an in den Stadtteil hineingetragenen Unterstützungs-Projekten gab es in den vergangenen Jahren eher nicht, den Bürgern allerdings konnte kaum je vermittelt werden, ob Konstrukte wie „Zukur“ oder „Kudequa“ dem Ort überhaupt hätten nutzen können oder was nach ihrem Ende von ihnen übrigblieb.
Hier jedoch unterstreicht Daniel Bläser einen wesentlichen Unterschied der Quartierskoordination, denn die ist schließlich kein Forschungsprojekt, sondern der direkte Kontakt in die Stadtverwaltung – die Chance, dass hier weiterentwickelte Ideen dann letztlich auch wirklich bei Entscheidungsträgern und Umsetzern landen, scheint insofern also durchaus real.
In einem Jahr, so hofft das Koordinatoren-Duo, kann die Phase der Bestandsaufnahme abgeschlossen werden. Ihr in der Entstehung befindliches Zukunftskonzept für den Ort heißt „Marten 2025“:
Wer mit Hinweisen, Fragen oder Vorschlägen aktiv an der Zukunft des Stadtteils mitwirken will, kann mit den beiden entweder per Mail ( bzw. ) oder telefonisch (0231-5028240 bzw. 0231-5028241) in Verbindung treten.