So richtig weiß René Frauenkron immer noch nicht, wie er die ganze Angelegenheit einsortieren soll. Im Grunde könnte seine Geschichte auch eine gute Story für einen Fernsehfilm abwerfen, da allerdings wäre sie dann pure Unterhaltung. Die Realität hingegen ist eine echte Gefühls-Achterbahn.
Jetzt, im April 2020, ist der Martener einer, der um immerhin 32.000 € reicher aus seinem Stuhl in der Fernsehsendung „Wer wird Millionär?“ wieder aufstand. Privat allerdings, auch soviel ist schon klar, bleibt ihm vom unerwarteten Geldsegen kein roter Heller.
Doch der Reihe nach: Dass der 55-Jährige, während Günther Jauchs Show vor dem Fernseher sitzend, schon immer einer der klassischen „Das wüsste ich auch alles“-Zuschauer war, stellt er erst gar nicht in Abrede. Aber entscheidend ist bekanntlich auf’m Platz, und so fasste er sich im Dezember ein Herz, und wählte die Nummer von RTL. Drei Wochen später bereits meldete sich der Sender zurück: Der fünffache Familienvater sei in den Kandidatenpool aufgenommen worden und Mitte Februar mit von der Partie! Ins Trainingslager ging René Frauenkron allerdings nicht. „Vielleicht habe ich mir von da ab noch etwas häufiger die Tagesschau angesehen“, überlegt er. „Hat mir vor Ort dann allerdings nichts gebracht.“
Überhaupt befand sich der Ur-Dortmunder im Fernsehstudio in Hürth im Grunde mit den Gedanken schon auf dem Heimweg: „Drei Kandidaten waren aus unserer Zehnergruppe bereits nach vorne geholt worden, und der dritte hat sich ja dann sogar tatsächlich die Million geschnappt. Für mich war es bis dahin ein schöner Ausflug mit einem leckeren Mittagessen gewesen, und ich fand das auch ganz in Ordnung so.“ Aber dann drehte sich doch noch einmal das Kandidatenkarussell, und plötzlich stand Fortuna an René Frauenkrons Seite: „Es kam eine Frage zu Marvel-Comics, und die hab‘ ich doch als Jugendlicher alle gelesen!“ erinnert er sich. In Windeseile war die Antwort eingeloggt, und schon einen Moment später saß er Deutschlands populärem Showmaster gegenüber. „Den Weg hab‘ ich mir noch durch das Goldkonfetti bahnen müssen, das beim Gewinn meines Vorgängers von der Decke gerieselt war. Und mit einem Mal ist man dann doch sehr nervös, “ redet der Martener nicht um den Brei. Andererseits stellt er verblüfft fest: „Sitzt du aber erstmal eine Weile da vorne, vergisst du zum Glück komplett, dass gerade im Grunde mehrere Millionen Menschen zusehen. Da gibt es irgendwann nur noch den Moderator, die beiden Stühle und die Fragen.“
Mit denen hatte er an diesem Abend mal weniger, mal mehr Probleme. Wobei wohl kaum jemand auf den heimischen Sofas es als fatale Wissenslücke einsortiert haben dürfte, dass René Frauenkron ausgerechnet bei einer Frage zur RTL-Show „Bachelor“ nur mit den Schultern zucken und das Publikum befragen konnte. Doch mit ein bisschen Hilfe durch Günther Jauch, für den der 55-Jährige voll des Lobes ist, wurde die eine oder andere Klippe umsteuert, bis sich René Frauenkron bei der 64000 €-Frage schließlich gegen das Risiko und für Bestandssicherung entschied. Wenige Minuten vorher hatte er dem Moderator verraten, ein gemeinsamer Trip mit seiner Frau in den Ural stände z. B. noch auf der persönlichen Wunschliste.
Happy End also? Wie man’s nimmt – ist der Martener doch selbständiger Unternehmer, und für die hat sich die Welt binnen der letzten Wochen bekanntlich komplett gedreht. René Frauenkrons Firma beliefert Imbissbetriebe mit Frittier- und Speiseölen. Besser gesagt: normalerweise tut sie das. Seit Mitte März indes sind die Geschäfte komplett zum Erliegen gekommen, trotzdem hat der Firmenchef bislang ehrenhafterweise davon abgesehen, seine Angestellten in Kurzarbeit zu schicken. Der Traum von Reisen und dem einen oder anderen Luxus allerdings, der ist fast so schnell geplatzt wie er entstand. „Klar ist, dass der Gewinn komplett in die Firma gesteckt werden und noch ein bisschen draufgelegt werden muss“, berichtet der Jauch-Kandidat zerknirscht. Und weiß er sein relatives Glück einzuordnen, denn er beschreibt seine Gemütslage mit folgendem rustikalen Vergleich: „Es ist, als ob man mit mehreren Leuten in eine Prügelei verwickelt gewesen wäre. Und während alle Kollegen im Krankenhaus gelandet sind, sieht man sich im Spiegel sein blaues Auge an und denkt sich: ‚Okay, beschwer‘ dich mal nicht!‘“