Viel stärker als noch vor anderthalb Jahrzehnten haben es sich Pflegedienstleister und -einrichtungen zur Aufgabe gemacht, ihren Klienten ein möglichst großes Maß an Selbstständigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Neue Ziele aber erfordern – wollen sie keine Lippenbekenntnisse bleiben – neue Strategien und Konzepte.
Vor diesem Hintergrund wandelte die AWO Dortmund 2017 ihre ehemalige Lütgendortmunder Begegnungsstätte in eine erlebnispädagogische Einrichtung für Menschen mit komplexen Behinderungen um. Den zwölf bis vierzehn Plätzen stehen an der Dellwiger Straße drei bis vier Betreuungskräfte zur Seite. Um ca. 7.30 Uhr morgens rauschen am „Haus Kunterbunt“ die Busse mit den Gruppenmitgliedern heran. In den folgenden acht Stunden wird in der Außenstelle der AWO-Werkstätten viel Wert auf persönliche Entfaltungsmöglichkeiten gelegt, gleichzeitig ist nicht zuletzt aus therapeutischer Sicht, z. B. für Menschen mit Autismusstörung, ein strukturierter Tagesablauf unerlässlich. Der wird geprägt sowohl durch gemeinsame Mahlzeiten als auch durch nachmittägliche Freizeitangebote und wiederkehrende, auf die jeweiligen Fähigkeiten abgestimmte Beschäftigungen. Konsequenterweise tragen die hier betreuten Menschen denn auch die Bezeichnung „Beschäftigte“: Gewohnt wird schließlich woanders. Haus Kunterbunts Lage am Waldrand wiederum bietet ihnen trotz aller Tagesstruktur die aufgrund des jew. Krankheitsbildes zum Teil äußerst wichtigen Entfaltungs- und Rückzugsmöglichkeiten.
Nach den Corona-Jahren allerdings müssen sich, wie Gruppenleiterin Kathrin Van t’Oever gesteht, im „Haus Kunterbunt“ manche Strukturen erst wieder entwickeln – schließlich befand man sich beim Start der Pandemie gerade einmal im dritten Jahr des Bestehens. Schön wäre aus ihrer Sicht beispielsweise eine stärkere Vernetzung in Nachbarschaft und Stadtbezirk: Stichworte Ergebnispädagogik und gesellschaftliche Teilhabe. „Gerne würden wir“, führt Frau Van t’Oever aus, „etwa Kontakte zu Kindergärten der Umgebung knüpfen und ihnen Besuche bei uns ermöglichen.”
Den Mehrwert einer Einrichtung wie der des „Hauses Kunterbunt“ erlebt sie, wie sie berichtet, vor Ort immer wieder aufs Neue: „Die kleinere Gruppengröße und unser aktiverer Ansatz führt auf allen Seiten zu einem stärkeren Zusammengehörigkeitsgefühl. Für unsere Beschäftigten geht das mit einem Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, also einen glücklicheren Alltag, einher. Ich denke“, setzt sie hinzu, „dass es eine große Chance ist”.
Diese wollen sie ihrerseits beim „Neustart“ an der Dellwiger Straße nun optimal nutzen. Wer sich für die Einrichtung interessiert oder womöglich mal in den Arbeitsalltag hineinschnuppern möchte, kann sich entweder direkt an das Haus am Volksgarten oder an die Zentrale der AWO-Werkstätten in Dortmund wenden. Die befindet sich in der Lindenhorster Str. 38, 44147 Dortmund und ist telefonisch unter 0231-84750 zu erreichen. Mit Haus Kunterbunt und seinen Mitarbeiter:innen kann man unter 0231-634694 Kontakt aufnehmen.