Ein bisschen, gibt Ralf Schmidt zu, hinkt er den eigenen Zeitvorgaben hinterher. „Auch“, blickt der Imker zurück, „weil ich mich bei der Gestaltung manches Mal einfach nicht entscheiden konnte.“
Zufrieden allerdings ist der neue Besitzer des Hofes Somborn mit dem Stand der Dinge nichtsdestotrotz. Eine Zufriedenheit, die offenbar auch die Nachbarschaft teilt: „Immer mal wieder schauen Leute vorbei und erzählen mir, wie froh sie sind, dass das Gelände jetzt doch eine Zukunft hat“, resümiert Schmidt. Danach sah es in der Tat über etliche Jahre nicht aus, als das Areal an der Somborner Straße lediglich dann Schlagzeilen machte, wenn ein Teil der alten Hofgebäude mal wieder in Flammen stand. Um der Situation Herr zu werden, sicherte sich die Stadt schließlich das Grundstück, Entwicklungspläne aber gab es auch aus baurechtlichen Gründen weiterhin keine.
Just in diesem Moment trat der vielen Dortmundern von Weihnachts- und Hansemärkten bekannte Imker und Hobby-Bauhistoriker Ralf Schmidt auf den Plan. Auf der Suche nach einem neuen Domizil für Imkerei, Hofladen, Tierhaltung und mehr hatte der 69-Jährige den Somborner Hof zu seinem Sehnsuchtsziel erkoren und rannte mit seinen Plänen bei der Stadtverwaltung offene Türen ein. Rund neun Monate nach dem Beginn seiner Renovierungsarbeiten hat sich zumindest im Haupthaus schon einiges getan: Nach erfolgreich abgeschlossener Sanierung des Daches etwa konnte der Hof Anfang Februar wieder mit dem öffentlichen Wasser- und Stromnetz verknüpft werden. Für einen noch näher zur Straße gelegenen ehemaligen Gebäudeteil, dessen Grundmauern Ralf Schmidt und sein Team freigelegt haben, träumt der neue Besitzer von einer ganz besonderen Nutzung: Genau hier würde er, sofern die Genehmigungen es zulassen, gerne den 2007 von ihm in Aplerbeck abgebauten Pählken-Hof wiedererrichten und dem historischen Gemäuer so zum „Comeback“ nach fast zwei Jahrzehnten der Einlagerung verhelfen. Anschließend könnte dort dann womöglich ein kleines Bauernhofmuseum entstehen, spinnt Schmidt den Faden weiter. „Das allerdings“, gibt er zu, „gehört aktuell noch in die Kategorie ‚Träume‘.“ Zumal sich erst in einigen Tagen bei einem Gespräch mit dem Bauamt herausstellen wird, was an der Somborner Straße tatsächlich umgesetzt werden darf und was nicht.
Augenfälliger als das freigelegte Kellergeschoss sind vermutlich die von der Straße sichtbaren historischen Schmidtschen Gemäuer, die sich im hinteren Grundstücksteil wie ein eigenes kleines Heimatmuseum aneinanderreihen. „Sechs oder sieben“ könnten es sein, ist sich ihr Besitzer erstaunlicherweise selbst nicht ganz sicher. Auch sie könnte man zumindest in Teilen öffentlich zugänglich machen, ihr Haupteinsatzzweck bleibt aber der auf historischen Märkten. „In höchstens einem Tag“ nämlich könne eines der Häuschen ab- und anderswo wieder aufgebaut werden, berichtet der Imker Erstaunliches.
Eine Art selbstgesetzte „Deadline“ gibt es in Somborn übrigens allem Zeitverzug zum Trotz: „Am dritten Sonntag im September“ will Imker Schmidt an seinem neuen Domizil richtig die Korken knallen lassen: Mit einem Hoffest für ein Areal, das bis dahin sowohl ihn als auch seine Bienenstöcke und seine (sonstigen) Tiere beherbergen soll. Und auch hier bleibt Ralf Schmidt dem Prinzip treu, im Zweifelsfall ein bisschen größer zu denken. Heißt: Mit einigen Nachbarn ist er bezüglich der Feierlichkeiten bereits im Gespräch, denn eigentlich könnte man aus dem Hof- ja gleich eine Art Straßenfest machen.
Im öffentlichen Somborner Leben wird der 69-Jährige sogar schon einige Wochen vorher, beim Reiterfest auf Hof Watermann, auftauchen. „Da hatte ich auch im letzten Jahr schon einen Stand“, berichtet er.
Aufgeschlossen zeigt sich Ralf Schmidt zudem für Kooperationen mit den örtlichen Schulen. „Die sind allerdings bis jetzt noch nicht auf mich zugekommen“, berichtet er. Würde die nahe Mörike-Schule anklopfen, schlösse sich sogar so etwas wie ein Kreis: Von denen war er nämlich vor einigen Jahren für die Entfernung eines Hornissen-Nestes geordert worden. Und war auf der Fahrt an einem leerstehenden Gehöft vorbeigekommen, das direkt sein Interesse geweckt hatte.