Die 150 Plätze, die den Besuchern der Infoveranstaltung zur Landesunterkunft für Flüchtlinge zur Verfügung standen, erwiesen sich als sehr optimistische Kalkulation: Schon lange vor Veranstaltungsbeginn um 18 Uhr ging am Einlass zu Oespels ev. Kirche nichts mehr, etliche entsprechende Unmutsäußerungen inbegriffen. Sicherlich noch einmal 100 Menschen mehr wollten hören, was Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg der Öffentlichkeit über den aktuellen Planungsstand mitzuteilen hätten.
Nachvollziehbar einerseits, allerdings der Stimmung nicht durchweg förderlich, dass die grundsätzliche politische Entscheidung nicht Teil der Diskussion war. Am Abend des 15. November ging es stattdessen ausschließlich um sozial, organisatorisch oder sicherheitstechnisch relevante Fragen zum künftigen Betrieb der Einrichtung.
Diesen stellten sich an den Mikros Dr. Andreas Hohlfeld, Arnsbergs zuständiger Leiter u. a. für die Bereiche Ordnungsrecht und Sozialwesen, Florian Frey, Dezernent der Bezirksregierung sowie Dortmunds Sozialamtsleiter Jörg Süshardt.
Die Anzahl der dort untergebrachten Menschen, betonte Florian Frey gleich zu Beginn des Abends, fließe komplett in die Aufnahmebilanz der Stadt ein. Die laufenden anfallenden Kosten der Unterkunft bezifferte Jörg Süshardt dann mit „etwa 3 Mio € pro Jahr.“ Gleichzeitig unterstrich er noch einmal: „Städte und Gemeinden fordern das Land seit geraumer Zeit in Dauerschleife dazu auf, endlich genügend Einrichtungen zu schaffen.“ Da könne man sich einem solchen Beschluss unmöglich entgegenstellen.
Von den geäußerten Fragen zielte manch eine auf Art und Qualität der vor Ort angebotenen Betreuungsangebote ab: Etwa, wie es mit der Beschulung der Geflüchteten oder mit Bildungsangeboten aussehen werde, immerhin habe der Zuzug vieler Menschen ja auch Auswirkungen auf Schulen und Bildungsträger der Umgebung. Hier erläuterten die Sprecher der Bezirksregierung, in der Einrichtung hoffe man mit insgesamt zwei Lehrkräften und einem pro Tag zweistündigen Beschulungsangebot der Situation ausreichend begegnen zu können. Daneben, so Florian Frey, würden aber viele niederschwellige Integrationskurse dafür sorgen, den Ankommenden den Lebensalltag in Deutschland zu vermitteln. „Das geht dann vom Verhalten im Straßenverkehr bis zum wichtigen Thema der richtigen Mülltrennung.“
Darüber hinaus bestünden umfassende psycho-soziale Beratungsangebote, nicht allerdings eine seelsorgerische Betreuung. Allerdings vernetzten sich die Angekommenen laut Florian Frey in Fragen des Glaubens der Erfahrung nach ohnehin lieber mit umliegenden Gemeinden.
Erfahren durften die Besucher:innen auch, dass die Belegschaft voraussichtlich aus insgesamt 75 Personen bestehen und sowohl Sozialarbeiter als auch Ärzte und Psychologen umfassen werde.
Ob man in der Einrichtung in der Lage sei, Traumata der Bewohner zu erkennen und adäquat zu behandeln, lautete eine andere gestellte Frage. In seiner Antwort hob Dr. Andreas Hohlfeld hervor, alle Beschäftigten seien entsprechend vorbereitet und sensibilisiert, etwaige Anzeichen zu erkennen und zu melden.
Allerdings artikulierten sich in Oespels Kirche im Laufe des Abends nicht nur Sorgen. In etlichen Wortmeldungen wurden auch ehrenamtliche Hilfsangebote gemacht oder nach der Art und Weise gefragt, in der Einrichtung und Ehrenamtler zueinander finden könnten. Diese Aufgabe falle von Seiten der Unterkunft einem „Umfeld-Manager“ zu, erklärten die Sprecher der Bezirksregierung. Grundsätzlich freue man sich über jede Idee zur Unterstützung, Denkverbote gebe es in dieser Hinsicht nicht.
Nach anderthalb bemerkenswert ruhig verlaufenen Stunden endete die Infoveranstaltung in Oespels Kirche. Die zuvor aus der Bürgerschaft gestellte Frage, ob man denn die Planungen und Prognosen nach einem Jahr einer öffentlichen Evaluation – also einer fachgerechten Überprüfung – unterziehen könne, wurde allerdings einstweilen ein bisschen halbherzig aufgegriffen: Eine weitere Infoveranstaltung im Umfeld sei durchaus eine Option, ließ Florian Frey wissen.
Für alle Bürgerinnen und Bürger, die am 15. November keinen Platz mehr in der Kirche fanden, besteht eine weitere Chance: Am 23. November um 18 Uhr stehen Mitglieder von Bezirksregierung und Stadt an gleicher Stelle noch einmal Rede und Antwort.