„Vielleicht muss es erst knallen, damit die Leute wach werden“, versucht Reiner Gallen das Gute im Schlechten zu finden. Der angesprochene Knall nämlich, das ist die diesjährige Absage des Martener Martinszuges – trotz einer Tradition, die mehr als 50 Jahre zurückreicht und lediglich in der Pandemie unterbrochen wurde.
Den alten Brauch weiter fortzuführen geht in diesem Jahr allerdings einfach über die Kräfte des kleinen Martener Orga-Teams: Zu groß die logistischen Probleme, die ihnen in den vergangenen Monaten vor die Füße gefallen sind. Wobei es diesmal ausnahmsweise nicht die Bürokratie ist, die St. Martin aus dem Sattel gehoben hat. Vielmehr sind einem der teilnehmerstärksten Laternen-Umzüge des Dortmunder Westens kurz nacheinander sowohl ein geeignetes Pferd als auch die musikalische Begleitung abhandengekommen. In beiden Fällen ist die Auswahl ganz grundsätzlich nicht allzu üppig. „Das wäre natürlich anders“, führt Reiner Gallen aus, „wenn wir im August loszögen. Aber um den 11. 11. herum ist die Lage aus offensichtlichen Gründen schwierig, obwohl sich die Umzüge der Umgebung terminlich koordinieren.“
St. Martins treuer vierbeiniger Begleiter ist 2024 aufgrund angeschlagener Gesundheit nicht am Start, und da für den Job an der Spitze einer großen, mitunter singenden Menschenmenge ein ausgesprochen „chilliges“ Gemüt vonnöten ist, kann kurzfristiger Ersatz kaum beschafft werden. Den Posaunenchor aus Kamen-Methler wiederum plagen nach eigenen Angaben Personalprobleme – vor Corona, erinnert sich Reiner Gallen zurück, wäre es spürbar einfacher gewesen, sich in solch einem Fall einen „Plan B“ zu überlegen.
Zu den beiden genannten Problemen gesellt sich ein drittes, das den engagierten Martener ganz unmittelbar und persönlich betrifft: Nach der unverschuldeten Verwicklung in einen schweren Verkehrsunfall Anfang September muss er zunächst erstmal für die eigene Genesung arbeiten und buchstäblich wieder auf die Beine kommen. Abgesehen davon, dass es auch grundsätzlich Zeit werde, ein gutes Stück der Orga-Verantwortung auf andere Schultern zu verteilen. Aus diesem Grunde plant das kleine Trüppchen, das seit vielen Jahren im Namen von örtlicher Caritas, den Bürgerschützen sowie dem kath. Familienzentrum das Martinsevent auf die Beine stellt, im nächsten Jahr mit der Bitte um Unterstützung offensiver auf Schulen, Gemeinden und Vereine zuzugehen.
Zumindest Manfred Kesper, Chef von Arminia Marten, hat bereits stärkere Unterstützung zugesichert. Womöglich lockt der „Knall“ der diesjährigen Martinszug-Absage ja tatsächlich noch weitere aus der Reserve.