Das muss man dem TuS Bövinghausen lassen: Leise bzw. langweilig überlassen sie anderen. Einen Trainerwechsel etwa bringen sie an der Provinzialstraße einfach nicht geräuschlos über die Bühne. Was bei einem so speziellen Charakter wie Torsten Legat wohl noch in der Natur der Sache lag, ist danach allerdings zur Regelmäßigkeit geworden. Vor einigen Wochen nun – und nach einer erneut sportlich erfolgreichen Halbserie – verabschiedete sich Coach Sebastian Tyrala mit deutlicher Kritik an den internen Strukturen vom Verein.
Dass in seinem Club mitunter ein rauherer Wind weht, leugnet TuS-Chef Ajan Dzaferoski nicht, allerdings vertritt er die Ansicht: „Wir wollen den Erfolg, und das bedeutet nun mal Druck.“
Mit diesem Credo hat der 53-Jährige er den Club in die sportliche Erfolgsspur geführt, sich aber gleichzeitig zur Reizfigur vieler gemacht. Doch auch die auch von Ex-Trainer Tyrala unterstrichenen Vorwürfe, er führe den TuS in Alleinherrscher-Manier, will er so nicht gelten lassen.
Große Erfolge
Sportlich immerhin haben die Bövinghauser alle Argumente auf ihrer Seite. Schon wieder spielen sie eine Klasse höher als im Vorjahr, und schon wieder ging es dort im Turbo-Modus direkt bis an die Spitze. Was der Clubchef in Verbandsliga-Zeiten von seinem Team noch mehr oder minder einforderte, sorgt in dieser Saison selbst bei ihm für Verblüffung. Stieße man tatsächlich auch das Tor zur Regionalliga noch auf, würde man jedenfalls erstmals seit Jahren den Klassenerhalt als Ziel ausgeben. „Alles andere“, so Dzaferoski, „wäre ein Wunder“. Seine Begeisterung über den möglichen Griff nach den Sternen kann und will er dabei gar nicht verhehlen und rechnet vor: „Von der Kreis- bis in die Regionalliga: Das wäre der sechste Aufstieg in Serie“, um nachzuschieben: „Soweit ich weiß, wäre das ein deutscher Rekord!“ Und so fällt sein ganz persönliches TuS-Bövinghausen-Fazit dann auch unmissverständlich aus: Nein, anders machen würde er in seiner Rolle als Hauptverantwortlicher angesichts des großen Erfolges nichts.
Zumindest, was die unmittelbar sportlichen Belange angeht. Hinsichtlich des vor Wochen laut gewordenen Vorwurfs der Steuerhinterziehung gegen den 53-Jährigen nämlich zeigt Ahjan Dzaferoski dann, dass er doch „leiser“ kann. Diese Angelegenheit werde er in den nächsten Monaten aus der Welt schaffen, verspricht der Club-Chef, und erklärt auf Nachfrage, eine finanzielle Schieflage müsse der TuS keinesfalls fürchten.
Talent-Sichtungstag geplant
Das kommende Jahr wollen sie – neben den Zielen der ersten Mannschaft – an der Provinzialstraße dazu nutzen, den sportlichen Unterbau des Vereins weiter zu stärken. Ein Club ohne Jugendarbeit ist der TuS nämlich seit (Beginn der Spielzeit nicht mehr, und anno 2023 will man mit der Etablierung der älteren Nachwuchsteams die entsprechenden Strukturen komplettieren. Im Juni soll es daher dann auch wieder einen Talent-Sichtungstag geben: Der Traum, auch Talenten der Umgebung eines Tages den Weg in die erste Mannschaft zu ebnen, ist bei Ajan Dzaferoski offenbar nach wie vor lebendig.
Bleibt Kevin Großkreutz?
Ob wiederum Kevin Großkreutz ein Teil des „Abenteuers Regionalliga“ bliebe, hängt bei den Bövinghausern noch in der Schwebe. Hatte der Weltmeister in Reihen der Bövinghauser doch schon vor einem Jahr in Zweifel gezogen, ob er mit Mitte 30 den dortigen Anforderungen körperlich immer noch gewachsen sei. Für Ajan Dzaferoski gäbe es in dieser Hinsicht aber definitiv noch einen „Plan B“: „Ein Trainerjob“, verrät er, „wäre schließlich auch eine Option. Wir haben schon geredet!“