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Home Lüdo

Wenn es auf der Arbeit fast schöner ist als zuhause

Künstlerin Bettina Rinne hat in Dortmund ihren ,,Traumraum" gefunden

von WIR IN DORTMUND (LU)
vor 12 Monaten
in Lüdo, Dortmund
Lesezeit: 4 Minuten
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Die Künstlerin Bettina Rinne in ihrem Lütgendortmunder Atelier. (Fotos: Wir in Dortmund)

Die Künstlerin Bettina Rinne in ihrem Lütgendortmunder Atelier. (Fotos: Wir in Dortmund)

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In einem hellen, offenen Raum eines über hundert Jahre alten Gebäudes in Lütgendortmund hat Bettina Rinne ihre kreative Heimat gefunden. Als die Redaktion von “Wir in Dortmund” sie dort besucht, dreht sie die Heizung auf und kocht uns einen Kaffee in ihrer ,,Versorgungs-Ecke”, so nennt sie liebevoll einen kleinen Bereich in dem großzügigen Raum. Dort steht ein Teewagen in der Mitte, ein paar Stühle mit Sitzkissen drumherum und eine alte Kommode mit Tee- und Kaffeezubehör in Reichweite. Als zweite Amtshandlung wirft sie sich ihr Jeanshemd über – lauter Farbkleckse sind darauf. Man bekommt den Eindruck, sie kommt jetzt erst richtig an – so, als wenn man sich in seine gemütlichen Klamotten “schmeißt”, sobald man das Zuhause betritt.

Fotos: Wir in Dortmund

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Wenn es auf der Arbeit fast schöner ist als zuhause
Wenn es auf der Arbeit fast schöner ist als zuhause
Wenn es auf der Arbeit fast schöner ist als zuhause
Wenn es auf der Arbeit fast schöner ist als zuhause

Von Münster über Berlin, zurück nach Dortmund
Hier, in der ehemaligen Buchbinderei einer traditionsreichen Druckerei erzählt sie uns, wie sie dazu kam, das Atelier 153 zu eröffnen. ,,Eine Freundin, die Grafikdesignerin ist, hat mich auf diesen Raum gebracht, und als ich ihn sah, wusste ich sofort, das ist es,” erzählt Rinne. Der lichtdurchflutete Raum bietet ihr genau das, was sie gesucht hat und auch braucht, sagt sie. Mit Lütgendortmund hatte sie zuvor nicht viel “am Hut”, die gebürtige Dortmunderin hat viele Jahre in Berlin gelebt und ist erst vor fünf Jahren zurückgekommen. Nun lebt sie in Kirchhörde. Der kleine und lebendige Stadtteil Dortmunds, wo sich ihr Atelier befindet, erinnert sie ein wenig an die Berliner Kieze: eine gemischte Bevölkerung, historische Gebäude und eine gewisse charmante Unfertigkeit. ,,Berlin hat mich beruflich und persönlich sehr geprägt”, berichtet Rinne. Doch letztlich trieb sie die Liebe zurück nach Dortmund.

Viele Jahre arbeitete sie als Medizinerin im öffentlichen Dienst, in Düsseldorf, Köln und in Münster. Ursprünglich wollte sie Kunst studieren, sie hatte auch Kunst-Leistungskurs in der Schule, erzählt sie, doch ihre Eltern wünschen sich für ihre Tochter, mit besonders gutem Abitur, dass sie einen erstrebenswerten Beruf findet, also studiert sie Medizin in Münster. In den arbeitsintensiven Jahren danach gab es einfach nicht die Zeit und Muße, sich der Kunst zu widmen, erzählt sie weiter. 2018 dann, erinnert sie sich, merkt sie, dass da noch was in ihr schlummert – denn gemalt, genäht und gehandwerkelt hatte sie schon als Kind. Sie merkte, dass der damalige Job sie mehr Energie kostete, als er ihr zurückgab – bis sie schließlich in einer Reha durch kreative Übungen erneut entdeckte, wie viel Freude ihr die Kunst macht: ,,Es war, als ob mir die Schuppen von den Augen fielen. Ich wollte zurück zu dem, was ich immer machen wollte.” Zurück in Dortmund, richtete sie zunächst ein Atelier in ihrer Wohnung ein und begann, sich intensiv mit Malerei zu beschäftigen. Doch während der Pandemie wurde ihr die Isolation zu Hause zu viel, und sie schloss sich einem Gemeinschaftsatelier an. Bald darauf erkannte sie, dass sie mehr Raum brauchte, für größere Projekte und begann die Suche, die sie letztlich in das Atelier 153 führte.

In der abstrakten Malerei fühlt sie sich am freisten
Heute konzentriert sich Bettina Rinne ganz auf ihre künstlerische Arbeit. Ihr Stil ist abstrakt, stark geprägt von ihrer Freude an Farben und Strukturen. Ihre Techniken reichen von Acrylfarbe, Ölfarbe, Pastellstifte, Ölpastellkreide über Federn. ,,Eine ganz große Freude ist für mich die Entdeckung neuer Farben und Pigmentmischungen, die in dieser Form nicht einfach so in Tuben erhältlich sind”, erzählt sie. Ihr Schaffensprozess ist ein Spiel mit Farbtiefen und Illusionen, eine Erforschung von Texturen, die sie oft durch Fotografie inspiriert: ,,Das Fotografieren ist wie ein inneres Archiv, das ich in meine Werke einfließen lasse”, berichtet sie. Ihre abstrakten Arbeiten sollen keine festgelegten Botschaften transportieren – der Gedanke, dass man vor ihrer Kunst steht und etwas Vorgegebenes sehen soll, widerstrebt ihr: ,,Das Bild ist jetzt eine Fantasiefläche geworden. Und dann will ich nicht mehr ausdrücken, sondern jeder, der daran vorbeigeht, kann sich das frei wählen, was er oder sie sich da wünscht oder auch nicht. ”

Viele der Arbeiten, die sie uns zeigt, sind inspiriert von Reisen, zum Beispiel nach Afrika. Ein längliches abstraktes Bild von einem Buddha hängt an einer Wand neben der Kaffee-Ecke – ,,und dieses hier, da war ich 2018 in Tibet, in Nepal. Und da habe ich viele Inspirationen bekommen. Da war die Welt einfach so anders als sie hier ist”.

Geld verdienen kann sie bisher damit noch nicht, ihre Pläne für die Zukunft sind jedoch ambitioniert. ,,Mit Glück verkauft man bei den Ausstellungen was. Aber es ist leider nicht so, dass ich jetzt so einen festen Stamm von Sammlern habe”, erklärt sie. Deshalb möchte sie auch im nächsten Jahr besonders viel ausstellen – vier Termine sind geplant. Ob sie auch Kurse anbieten wird, weiß sie noch nicht. Vorstellen kann sie es sich schon und zutrauen auch, sagt sie, aber festlegen möchte sie sich nicht. ,,Vielleicht eher sowas wie ein Wochenendkurs”. Mit Kindern zu malen kann sie sich auch vorstellen. Kindergartenkinder hat sie schon im Zuge des Projekts ,,Kultur-Kita” begleitet. In Zukunft möchte sie sich vielleicht auch für das Projekt ,,Kultur-Rucksack” anmelden, dafür hat sie auch schon Online-Fortbildungen gemacht, erzählt sie uns.

Im Atelier 153, abgeschieden und ruhig, scheint Bettina Rinne einen Ort für sich gefunden zu haben, an dem sie kreativ sein und den Raum frei gestalten kann. Auf die Nachfrage hin, ob sie jeden Tag im Atelier sei, sagt sie lächelnd: ,,Ja. Jeden Tag, auch am Wochenende. Also das ist ja hier mein Traumraum”. ,,Wie zu Hause quasi?” fragen wir sie. ,,Nee, schöner als zu Hause. Schöner.”

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