Mitunter ist der Weg zum Glück ja steinig. Beim Westfälischen Schulmuseum beispielsweise: Das wird sich, wenn alles im Plan bleibt, seinen Gästen bekanntlich ab Mitte 2028 auf einer moderneren und auf 800 m2 deutlich erweiterten Ausstellungsfläche präsentieren können. Von Ende 2025 an bis zum Abschluss der Arbeiten allerdings steht den Martenern eine heimatlose Zeit bevor: Knapp drei Jahre also, in denen man allerdings keineswegs komplett von der Bildfläche verschwinden möchte.
Daher bastelte man an der Wasserburg an einem Übergangskonzept, das nun im April erstmals zur Anwendung kommen wird: Ab dann gibt’s das Schulmuseum – gewissermaßen – auch im handlichen Kofferformat. Gefüllt sein wird dieser Koffer mit jeder Menge Materialien, die eine Reise in die Schul-Vergangenheit ermöglichen und den Nachwuchs von heute immer wieder staunen lassen: Zwei „Matrosenhemdchen“ etwa, wie sie einst für Jungen als Schulkleidung Pflicht waren, alte Schultaschen inkl. Griffelkasten oder auch – schaurig-skurril – die Kopie eines alten „Strafverzeichnisses“. Andere Exponate schafften es verständlicherweise nicht im Original in den Koffer, entfalten aber auch als Foto noch ihre Wirkung: Das vom Lehrer-Spucknapf etwa, der früher in keinem Klassenraum fehlen durfte. Und von einem anderen Bild blickt selbstverständlich Kaiser Wilhelm dem Betrachter huldvoll entgegen.
Mit dem kompletten Koffer-Equipment begibt sich das Museum auf (Zeit-)reisen zu den Schulen von heute. Gestaltet werden vor Ort durch die Museumspädagogen jeweils anderthalb Stunden Programm. Bei denen schließt sich für die Kinder an eine dreißigminütige Einführung ein ebenso langer praktischer Teil an. „Unterricht wie zu Kaisers Zeiten“ also, im Gegensatz zum Original allerdings selbstverständlich freiwillig: Ein Erlebnis, das ob seiner Fremdartigkeit vom heutigen Nachwuchs nicht selten mit viel Interesse und Ehrgeiz durchgespielt wird.
Die letzte halbe Stunde schließlich widmet sich dem Üben der alten „Kurrent-Schrift“, die heute fast wie eine Geheimschrift anmutet: Das kann auf Papier über die Bühne gehen oder aber stilecht auf Schiefertafeln, die allerdings als einziger Teil des Equipments im Falle des Falles wegen ihres stattlichen Gewichts im Vorfeld von den Schulen in Marten abgeholt werden müssen.
Etwa 100 € wird es nach Einschätzung von Museums-Chef Michael Dückershoff letztlich kosten, die kleine Schul-Zeitreise zu buchen. Melden kann man sich bei Interesse schon jetzt in Marten, obwohl das Schulmuseum einstweilen ja noch auf 350 m2 besucht werden kann. Bevor 2026 dann das Leben aus dem Koffer beginnt.