Der ehemalige Tanzsaal der beliebten Gaststätte „Heideröschen“ in der Mengeder Heide, in dem unter der Discokugel Ehepaare die ersten zarten Bande geknüpft und die ersten Küsse ausgetauscht haben, musste jetzt aus Sicherheitsgründen abgerissen werden.
Der erste Wirt Konrad Jörissen eröffnete das Tanzlokal an der Siegenstraße/Rittershoferstraße, an dessen Bau er als Maurerpolier maßgeblich beteiligt war, am 19. Dezember 1910 gemeinsam mit seiner Frau Agnes. Im Jahr 1925 wurde der Saaltrakt, der auch über eine Bundeskegelbahn verfügte, angebaut.
Der in Nette geborene Gynäkologe Dr. Bernd Friedel kaufte 1989 in dem Gebäude zunächst eine Eigentumswohnung, bevor er später das ganze Haus erwarb. Die vermieteten Wohnungen wurden komplett renoviert und der Tresen der alten Gastwirtschaft in die untere Wohnung integriert.
Einen Zeitungsartikel zum 25-jährigen Jubiläum des „Heideröschen“ vom 19. Dezember 1935 möchten wir unseren Lesern als ein wichtiges und vielsagendes Zeitdokument nicht vorenthalten:
Der Text in der Originalfassung zum Nachlesen:
Mengede und Umgebung
(Nachdruck unserer Originalberichte ist ganz oder auch im Auszug verboten.)
25-jähriges Jubiläum
Heute jährt sich zum 25. Male der Tag an dem in der Wirtschaft „Zum Heideröschen“ in der Mengederheide die ersten Gäste Einkehr hielten. Mit dem gleichen Tage kann auch der Wirt Konrad Jörissen sein 25-jähriges Wirtejubiläum feiern. Am 19. Dezember 1910 wurde das „Heideröschen“, das seinen Namen zu Recht trägt, fertiggestellt. Die Ausführung lag der Baufirma Otto Schröder ob, doch leitete der jetzige Wirt Konrad Jörissen die Arbeiten selbst als Maurerpolier. Mancher Gast und manche fröhliche Gesellschaft haben im „Heideröschen Einkehr gehalten. 1925 wurde den Wirtschaftsräumen ein Saal angegliedert und auch die alte Holzkegelbahn mußte einer neuen Bundesbahn weichen. Die Wirtsleute, beide biedere Westfalen, sind bei ihren Gästen beliebt und geehrt. Haben sie es doch verstanden, auch in der schlechten Zeit ihren Betrieb in normalen Grenzen zu halten. Wenn beim Skat oder Kegeln ein Mann fehlte, Konrad Jörissen sprang immer ein. Auch heute mit seinen 70 Jahren weiß er noch einen guten Ball in die „Vollen“ zu schieben und dabei vergißt er sogar seinen Rheumatismus. Wenn nun bald die junge Generation den Betrieb übernimmt, so hoffen wir, daß sie im Sinne der Alten weiterschafft.
Alle anderen Wünsche aber bringt Fritz Ewald (Schulte-Kump) in folgendem Gedicht zum Ausdruck:
25 Jahre bist du Wirt,
Konrad aus der Heide,
Wir wünschen dir zu diesem Tag
Echte, wahre Freude.
Durch das Leben, leicht und schwer,
Hast du dich durchgerungen,
Hast als Heideröschenwirt
Dich emporgeschwungen.
Das Leben wie man´s möchte,
Es ist recht gut gemeint,
Nimm du es einfach, wie es ist,
Du lieber, alter Freund.
Die Autobahn, die jetzt entsteht,
Die möge Glück Dir bringen,
Auch alles, was Du unternimmst,
Im Leben Dir gelingen!
Was in der trauten Heide auch
Vor Dir jetzt steht und fällt,
Das Heideröschen es steht fest,
Sein Ansehn es behält.
Wir Gäste gratulieren Dir
Zu diesem heut´gen Tag
Und wünschen, daß er fünfzigjährig
Dir wiederkehren mag!
Wir danken dem Heimatverein Mengede e. V. für die freundliche Unterstützung bei der Recherche zu diesem Artikel.