Heute sind nur noch Mauerreste übrig – aber über Jahrhunderte befand sich an der heutigen Waltroper Straße ein mächtiges Rittergut. Eine App soll die Geschichte von Haus Mengede erzählen. Zudem soll der Bereich aufgewertet werden.
Vom stolzen Rittergut Haus Mengede, das einst den Rittern von Mengede als Stammsitz diente, sind heute nur noch die Grundmauern erhalten. Eine digitale Rekonstruktion der mächtigen Gebäude soll das Rittergut virtuell erlebbar machen. Daran arbeitet der Heimatverein Mengede in Kooperation mit der Stadt Dortmund und mit Förderung durch das Land NRW. Die Bezirksvertretung Mengede hat zudem Ende November die Umgestaltung der Grünfläche als Teilprojekt der städtischen Initiative „nordwärts“ beschlossen. Durch diese Aufwertung soll ein attraktiver Erlebnis- und Begegnungsbereich im Bereich des Bodendenkmals entstehen.
Hans-Ulrich Peuser, Vorsitzender des Heimatvereins Mengede, hatte zu einem Pressetermin in das Heimathaus am Widum eingeladen. Neben Vertretern der lokalen Presse waren unter anderem Dr. Benjamin Weber (Projektentwickler), Heiko Just (Leiter des Grünflächenamts) und Axel Kunstmann (Bezirksbürgermeister) der Einladung gefolgt.
Heiko Just freut sich über das Zukunftsprojekt – und dankt dem Mengeder Heimatverein für sein Engagement: „Der Verein hat viel Mühe und Zeit investiert, um jede Menge Material zu der einstigen Wasserburganlage zusammen zu tragen.“ Informationen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die das Gebäude vor seinem endgültigen Abriss im Jahr 1968 kannten, wurden gesammelt – ebenso wie historisches Bildmaterial. Auch die Denkmalbehörde hatte einen Aufruf an die Öffentlichkeit gestartet, alte Fotografien, Ansichtskarten oder Zeichnungen zur Verfügung zu stellen. All dies fließt nun ein in die neue App, die mithilfe von Fördermitteln des Landes programmiert wird.
Diese App soll Kindern und Erwachsenen zeigen, wie das Rittergut bei seiner Entstehung Mitte des 13. Jahrhunderts und in den Jahrhunderten danach aussah und wie es genutzt wurde. Dazu werden anschauliche 3D-Modelle erstellt. Die jeweiligen Inhalte sind für die Nutzer*in unterschiedlich aufgearbeitet – je nachdem, ob Kinder oder Erwachsene die App benutzen.
Zur Realisierung des Projektes fand bereits im November 2024 im Mengeder Saalbau ein ganz besonderer Dreh statt: Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums und Mitglieder des Heimatvereins Mengede stellten in historischen Kostümen Persönlichkeiten des Jahres 1848 vor einem Greenscreen dar. Die Greenscreen-Aufnahmen dauerten rund sechs Stunden, in denen die Darsteller mit Freude und Einsatz historische Personen aus Mengede verkörperten.
Projektentwickler Dr. Benjamin Weber konnte den Anwesenden mit Hilfe einer VR-Brille bereits einen Einblick in die App geben. Anschließend wurde zum Foto-Shooting an den Mauerresten des Bodendenkmals Haus Mengede gebeten.
Heute existieren vom ehemaligen Adelssitz nur noch Mauerreste, die sich nahe des Emscher-Radwegs an der Waltroper Straße 2 bis 10 befinden. Die Sockelruine wurde von der Stadt Dortmund aufwändig restauriert. In Zukunft sollen dort Stelen mit QR-Codes errichtet werden. Mithilfe der Codes ist es dann für Besucher*innen nur ein Klick zur langen und spannenden Geschichte des Hauses Mengede. Geplant ist auch, dass sich Besucher*innen beim Heimatverein VR-Brillen ausleihen können, um sie am Denkmal einzusetzen – und virtuell in die Vergangenheit zu reisen.
Damit der gesamte Bereich mehr Aufenthaltsqualität bekommt, wird er neu gestaltet, das hat die Bezirksvertretung Mengede kürzlich so beschlossen. Die Grünfläche bekommt zum Beispiel zwei neue Obstbäume. Um vorbeifahrende Radfahrer*innen auf das Bodendenkmal neugierig zu machen, wird das Grünflächenamt die Höhe des Zauns reduzieren. Auch der Zaun zum dortigen Gewerbegebiet wird verändert – er erhält eine hübsche Begrünung. Und auch das alte Holzschild wird ersetzt durch eine moderne und informative Beschilderung.
Hintergrund: Was über Haus Mengede bekannt ist:
Haus Mengede war eine mächtige Wasserburganlage mit Tor und Graben. Sie lag gleich am Nordrand des Ortes Mengede mit seiner romanischen St. Remigius Kirche, auf einem befestigten, künstlichen Hügel mit Emscherumflut. Die Ritterburg war eine zweiteilige Anlage, bestehend aus Haupt- und Vorburg in einem 120 mal 80 Meter großen Hausteich. Innerhalb der Gräfte, nördlich des auf einer quadratischen Insel liegenden Haupthauses, lag ein im Westen und im Osten an die Vorburg angeschlossener Erdwall.
Innerhalb der Vorburg war 1306 ein weiteres befestigtes Wohnhaus erbaut worden. Der sogenannte Aphof, bei dem es sich einer Beschreibung nach um ein Schloss mit Toren, Mauern, Gräben und Bergfried gehandelt haben soll. Das Bauwerk dürfte etwa dort gelegen haben, wo man 1902 die neuen Wirtschaftsgebäude errichtet hatte. Ebenfalls auf der sichelförmigen Vorburg befanden sich verschiedene Wirtschaftsgebäude sowie eine Kapelle. Die Hauskapelle war ein einfaches Gebäude, wohl in das 17. Jahrhundert datierend und diente den Katholiken Mengedes nach ihrer Vertreibung aus St. Remigius als Pfarrkirche.
1899 zerstörte ein Feuer das Gotteshaus. Ob es schon vor der Erwähnung des Kaplans im 14. Jahrhundert auf „Haus Mengede“ eine Kapelle gegeben hat, konnte bisher nicht geklärt werden. Außerhalb der Vorburg, direkt südlich befanden sich eine Korn- und eine Ölmühle, die jedoch nach der Emscherregulierung ihren Antrieb verloren.
Bodendenkmal als restauriertes Relikt
Heute lässt sich kaum noch erahnen, dass es sich bei den Mauerresten hinter dem grünen Stabgitterzaun am Emscher-Radweg im Bereich der Waltroper Straße 2-10 um die Relikte der einst so mächtigen Wasserburg der Herren von Mengede handelt. Denn 1968 wurde der Abriss von Haus Mengede beschlossen, da das Gebäude baufällig, die Trennwände außergewöhnlich unregelmäßig und auch an den Grundmauern angeblich keine Originalsubstanz mehr erhalten war. So existiert heute von dem ehemaligen Adelssitz nur noch eine etwa 90 Zentimeter hohe Sockelruine und die ehemalige, die Burg umgebende Gräfte ist verfüllt.
Bis zum Abriss hatte das zweigeschossige Haus Mengede mit Mansarddach und ebenerdigem Keller die räumliche Aufteilung des Umbaus von 1723 behalten. Jüngere An- und Umbauten folgten. Dabei wurden Schießscharten, Wehrmauern und weitere Befestigungen zugemauert, bzw. entfernt und große Fenster eingebaut.