„Wir haben den Fisch halb im Boot und wenn wir ihn jetzt nicht reinziehen, haben wir verloren“, wandte sich David Müller am Donnerstagabend an die Menschen, die seiner Einladung zu einem Gründungstreffen für eine Dortmunder Ortsgruppe des Deutschen Hanfverbandes gefolgt waren. Denn für die „Hanffreunde“, die sich im Mengeder Restaurant Symbol eingefunden hatten, ist die Legalisierung von Cannabis nur ein erster Schritt.
Der DHV will Cannabis „aus dieser Schmuddelecke“ holen
Früher dachte sich Markus: „Das ist illegal, dann muss es ja kacke sein.“ Doch nach und nach merkte der heute 34-Jährige, dass der Problemberg, der sich nicht nur wegen seines Autismus‘ immer wieder vor ihm auftürmte, nach dem Cannabis-Konsum plötzlich weitaus kleiner erschien: „Kiffe ich, bin ich auf einmal ich.“ Sehr konkret äußerten sich in seiner Jugend auch Patricks Probleme. Ein kaum in den Griff zu bekommendes Ekzem zwang den Jungen dazu, Immunsuppressiva einzunehmen. Heute weiß der 30-Jährige, dass Cannabis seine Hautprobleme deutlich besser bekämpft, sieht aber zwei zentrale Probleme: Einerseits ist Cannabis für ihn bislang nur auf der Straße erhältlich, „nicht die beste Lösung, weil man nicht weiß, was man bekommt“. Andererseits darf er sich nicht mehr hinter das Steuer eines Autos setzen, wenn er seine Haut auf diese Weise behandelt hat.
Diese Zwickmühle ist für Benjamin besonders herausfordernd. Als Auslieferfahrer für Apotheken ist er auf das Autofahren angewiesen, weshalb er sich in Anbetracht erheblicher gesundheitlicher Probleme gezwungen sah, weiterhin Morphium einzunehmen und nicht auf das aus seiner Sicht weitaus weniger schädliche Cannabis umzusteigen. Tatsächlich hätte die Krankenkasse – gesetzt den Fall, Benjamin hätte eine Ärztin oder einen Arzt gefunden, die oder der ihm Cannabis verschrieben und eine Apotheke, die es ihm verkauft hätte – dessen Finanzierung auch nicht übernommen, weil für den 43-Jährigen eine Alternative – Morphium – existierte. Anwältin Steffi weiß das aus ihrem Alltag, denn sie vertritt häufig Menschen, die eine Behandlung von gesundheitlichen Problemen mit Cannabis anstreben. Besonders hahnebüchen findet sie Gutachten, die Opioide dem Cannabis vorziehen, weil nur letzteres mit einer Suchtgefahr verknüpft werde.
Gerade solche Fälle sind es, die auch Ria dazu bewegen, sich dafür einzusetzen, „dass das Kiffen/Cannabis Nehmen aus dieser Schmuddelecke rauskommt“. Gemeinsam mit den 14 weiteren Menschen zwischen 19 und 73 Jahren, die zum Gründungstreffen in die Siegburgstraße gekommen waren, will sie sich nun auf den Weg machen, um nicht nur beim Global Marihuana March am 11. Mai, sondern immer wieder auf die Politik einzuwirken, um mehr medizinische Cannabis-Forschung zu ermöglichen, Konsumierende zu entkriminalisieren, bürokratische Beschränkungen abzubauen und so den Weg frei zu machen für einen gesunden Umgang mit Cannabis in Dortmund und Deutschland.