Der Ärztliche Direktor der LWL-Klinik Dortmund, Prof. Dr. Hans-Jörg Assion, hat vor einigen Jahren eine Krisentagesklinik in der LWL-Klinik Dortmund eingerichtet. Was sich dahinter verbirgt, erklärt er in einem Interview.
Was muss man sich unter einer Krisentagesklinik vorstellen?
Hier werden kurzfristig Patient*innen aufgenommen, die sich in einer akuten depressiven Krise befinden. Die Aufnahme erfolgt wenige Tage nach Ausbruch der Krise, bzw. nach der Diagnosestellung. So können wir Menschen, die ganz plötzlich erkranken, schnell helfen; so zügig, dass sie im Idealfall schnell wieder aus der Krise herausfinden. Der Aufenthalt in der Krisentagesklinik ist auf zehn Werktage angelegt, damit immer Plätze für neue Patient*innen frei werden, die sich ebenfalls in einer schwierigen Situation befinden. Die Behandlung wird ggf. anderswo fortgeführt.
Wir sind also eine schnelle Hilfe. Danach geht es vielleicht in unserem Ambulanzzentrum mit einer ambulanten Behandlung weiter, in einer „regulären“ Tagesklinik, bei einem niedergelassenen Therapeuten, oder, wenn es erforderlich ist, auch stationär.
Für welche Patienten ist sie gedacht bzw. geeignet?
Für Menschen mit mittelgradigen oder schweren Depressionen, in die sie geraten sind wie in ein „schwarzes Loch“. Äußere Faktoren für plötzliche schwere Krisen können beispielsweise Todesfälle oder Trennungen sein – oder der Verlust des Arbeitsplatzes, doch es gibt auch depressive Krisen ohne erkennbaren Anlass. Wir suchen mit den Betroffenen in einem Therapeutenteam einen Weg aus der Krise und helfen ihnen etwa dabei, eine Anschlussbehandlung zu bekommen.
Eine Tagesklinik ist eine „Klinik ohne Bett“, das heißt, dass die Patienten tagsüber behandelt werden, die Abende und Wochenenden aber zu Hause verbringen. Sie müssen also so stabil sein, dass sie die tägliche Fahrt zur Klinik bewältigen können und nicht durch lebensüberdrüssige Gedanken belastet sind.
Sind Sie der „Erfinder der Krisentageskliniken“ oder gab es dieses Modell schon anderswo?
Es gibt die kurze Behandlung in der Tagesklinik nur noch im St. Marien-Hospital Eickel und dort bereits einige Jahre vor der Öffnung der Krisentagesklinik in der LWL-Klinik Dortmund.
Warum dauert eine Therapie in dieser Klinikform zehn Tage?
In zehn Tagen können wir Menschen schon helfen, wieder eine Perspektive für sich zu finden. Wer wirklich schwer erkrankt ist, der ist in zehn Tagen natürlich nicht „geheilt“, aber er hat durch die Krisentagesklinik rechtzeitig einen „Rettungsanker“ zugeworfen bekommen, an dem er sich festhalten kann. Dadurch gestärkt, kann er dann mit unserer Unterstützung weitere Behandlungsmöglichkeiten wählen und sich um Behandlungsplätze bemühen etc. Der „Anker“ ist dann nicht mehr zu seiner Sicherheit notwendig, er ist dann im Hafen der Behandlung angekommen, um in diesem Bild zu bleiben. Für andere Menschen ist er so aber wieder frei.
Welches Therapieangebot erwartet die Patienten?
Unser Therapieangebot ist ziel- und ressourcenorientiert. Es umfasst Einzel- und Gruppengespräche, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen, Bewegungs- und Ergotherapie sowie medikamentöse Behandlung. Für unsere Patient*innen sorgt ein multiprofessionelles, fachlich qualifiziertes Team aus Ärzten, Psychologen, Pflegekräften, Bewegungs- und Ergotherapeuten sowie Sozialarbeitern.
Wie viele Behandlungsplätze stehen zur Verfügung und wie erhalte ich einen Therapieplatz?
Zur Kontaktaufnahme rufen die Betroffenen unter 0231 / 45 03 – 54 55 von Montag bis Freitag zwischen 9:00 und 15:00 Uhr bei uns an. In diesem Telefonat vereinbaren wir einen Termin zum Vorgespräch. Die Aufnahme erfolgt möglichst zeitnah. Sollten unsere 15 Behandlungsplätze belegt sein, werden die Patienten bis zur Aufnahme durch unsere „Wartegruppe“ gestützt. Die Gruppe findet einmal wöchentlich statt.