„Da es uns um die Lebensmittelrettung geht, verteilen wir an alle“, betont Food Saferin Ursula F. Tatsächlich aber ist die Nachfrage laut ihrer Kollegin Eva K. unter Menschen mit geringem Einkommen sehr hoch, insbesondere da viele nur mit Verzögerung Zugang zu einem Tafelausweis erhielten: „Wir überbrücken die Wartezeit ganz gut.“ Somit verbinden sich in dem neuen FairTeiler, an dem alle Interessierten nicht mehr benötigte Lebensmittel abgeben und bereits gerettetes Obst, Gemüse, Brot oder ähnliches mitnehmen könnnen, bei der Gärtnerei GrünFrau die beiden thematischen Stränge, die beim Frühlingsmarkt am Freitag zu erkennen waren: ökologischer Konsum und soziale Arbeitsmarktstrategien.
GrünBau: Der soziale Arbeitsmarkt
Mit vielen Ständen vertreten war GrünBau, unter dessen Dach auch die Gärtnerei GrünFrau langzeitarbeitslose Frauen beschäftigt. Ebenfalls Frauen nimmt die Kreative Nähmanufaktur in den Blick, die „jungen zugewanderten Frauen in präkeren Lebenslagen“, vor allem Rom:nja und Albanerinnen, ein Arbeitsverhältnis auf Minijob-Basis anbietet, wie Lena Klahn als Standortleiterin der Fabric Nordstraße 43 – „Fabric“ bedeutet im Rumänischen übrigens „Stoff“ – erläutert.
Wie die Nähmanufaktur fördert das Jobcenter auch die Kreativwerkstatt, an der Christiane Elliott mit dem Ziel teilnimmt, eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu entwickeln: „Es geht um eine Wiedereingliederung in das Berufsleben für psychisch kranke Menschen.“ Die Dekoartikel, die die Vertreterinnen der Werkstatt beim Frühlingsmarkt verkauften, kamen ihnen selbst zugute. „Von den Einnahmen machen wir zum Beispiel Auflüge, die wir uns sonst nicht leisten könnten“, so Elliott.
Vertical Farming, Marktschwämer und der Saatguttausch
Eine Schnittstelle zwischen sozialen Arbeitsmarktstrategien und ökologischem Handeln repräsentierte beim Frühlingsmarkt die GreenSpaceManufaktur, die mit Vertical Farming Kräuter und Gemüse erzeugt. „Das ist die Zukunft“, sagt Betreiber René Papier. Dabei bezieht er sich jedoch nicht nur auf die Lebensmittelproduktion in der Großstadt: „Wir versuchen auch durch Vertical Farming Arbeitsplätze zu schaffen.“ So plant er derzeit einen Hofladen an der GreenSpaceManufaktur in der Splintstraße in der östlichen Innenstadt. Mit den Planungen eines Farmcontainers anlässlich der IGA 2027 hat er außerdem die Kokerei Hansa im Blick. Momentan beliefert Papier mit seinen Lebensmitteln 16 Restaurants – aber über das Netzwerk der Marktschwämer auch Privatpersonen.
Die Idee der Marktschwämer ist es – vereinfacht gesagt – regionale Produkte zu fairen Preisen zu verkaufen, was dem Konzept des Frühlingsmarktes entspricht. So verkaufte auch Ingrid Scholz aus Iserlohn ihre „saisonalen Dekoprodukte“ im GrünFrau-Gewächshaus. Bei ihren Artikeln geht es ihr „hauptsächlich um das abfallarme Einkaufen“. So bietet sie beispielsweise selbstgenähte Brötchen- oder Apfelbeutel an. Ebenfalls als Marktschwärmer vertreten waren beispielsweise „Moore than Spice“ aus Bochum, die Imkerei Drupshof aus Iserlohn, die Ölmanufaktur Straube aus Hagen und Frau Lose aus Dortmund.
Einen weiteren Pfeiler des Frühlingsmarkt stellte der „Saatguttausch“ dar, zu dem GrünFrau eingeladen hatte. Wer im heimischen Garten Saatgut gesammelt hatte, konnte es im Gewächshaus abgeben und dafür anderes Saatgut mitnehmen. In diesem Zusammenhang nutzten die Beteiligten den Frühlingsmarkt unter anderem dafür, über „Open Source Seeds“ zu informieren. Saatgut, das unter dieser Lizenz läuft, darf nicht patentiert werden, denn „wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert, was auf dem Acker sitzt“, so Jörg Lüling als Praxisanleiter bei GrünFrau. Ein Antrag für ein Saatgutfestival in Dortmund sei bereits auf den Weg gebracht.