In diesen Wochen werden täglich schwache, kranke und sehr häufig verletzte Igel gefunden. Sie werden entweder bei Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Igelschutz vorgestellt oder aufgrund ihres Zustandes direkt in einer Tierarztpraxis abgegeben. Fast alle Tiere sind unterernährt, dehydriert und fast immer verletzt, häufig schon mit Madenbefall.
Zum schlechten Allgemeinzustand der Tiere trägt sicherlich der Klimawandel bei. Die Igel sind Insektenfresser und finden nicht mehr genügend Nahrung. So fehlen die Käfer, Larven, Raupen und Würmer als Nahrungsgrundlage. Die zunehmenden Hitze- und Trockenperioden erschweren es dem Igel zudem, mit seinen Krallen in den ausgetrockneten und harten Böden nach Nahrung zu graben.
Die Verletzungen sind in der Regel auf eine Begegnung des Igels mit häckselnden und schneidenden Gartengeräten zurückzuführen. Rasentrimmer, Kantenschneider, Freischneider und Mähroboter werden in vielen Gärten und Grünanlagen eingesetzt. Anders als man vermuten würde, fliehen die stacheligen Gartenbewohner vor den Geräten nicht, sondern rollen sich wie eine Kugel zusammen. In diesem Fall können die Stacheln den Igel jedoch nicht schützen. Sowohl die Messer als auch die Nylonfäden der Geräte schlitzen den Igel mühelos auf und trennen sogar häufig Körperteile ab. Da die Igel keinerlei Schmerzenslaute äußern, bleibt das oft tödliche Zusammentreffen in aller Regel unbemerkt. Das Blut zieht Fliegen an, die ihre Eier in die Wunde legen. Schon nach kurzer Zeit schlüpfen Maden aus den Eiern, die sich dann von dem Igel ernähren und sich immer tiefer in das Tier hinein fressen.
Bei den oft schweren Verletzungen und einem Madenbefall können die Igel nur noch eingeschläfert werden. Leider steigt die Anzahl dieser Tiere jedes Jahr. Alleine in der Kooperationspraxis der Arbeitsgruppe Igelschutz sind dies in einer Woche bis zu 40 Igel, die von ihren Leiden erlöst werden müssen. Dem gegenüber stehen 2 bis 3 Igel mit einer Überlebenschance, die dann von den Mitarbeitern der Arbeitsgruppe abgeholt und behandelt werden. Oft dauert der Heilungsprozess mehrere Wochen und bedarf einer intensiven Versorgung.
Der umsichtige Einsatz von elektrischen Gartengeräten und ein Blick vor der Arbeit unter Stauden und Büsche, ins Efeu oder ins hohe Gras und Gestrüpp, überall wo geschnitten werden soll, könnte so manches Igelleben retten. Solche versteckten Stellen sind beliebte Schlaf- und Ruheplätze für den Igel am Tag. Am besten ist es, nur im sichtbaren Bereich zu arbeiten. Um ein Zusammentreffen zwischen Mähroboter und dem nachtaktiven Igel zu vermeiden, sollte der Roboter – dem Igel zuliebe – nur am Tag laufen. Von August bis Oktober ist jedoch Igelbabyzeit. Sobald die Kleinen laufen können, erkunden die Igelkinder auch am Tag gelegentlich ihre Umgebung. In diesen Monaten sollte der Mähroboter gar nicht oder nur unter Aufsicht eingesetzt werden, zu groß ist die Gefahr, dass ein neugieriges Igelkind zerschnitten wird.
Eine große Hilfe mit wenig Aufwand ist eine Schale mit frischem Wasser im Garten. Eine solche Stelle ist oft überlebensnotwendig und erfreut gleichermaßen Insekten, Eichhörnchen, Vögel und Igel. Und vielleicht findet sich sogar ein kleines Plätzchen in einem Winkel des Gartens, wo das ganze Jahr Zweige und Laub liegen bleiben und Pflanzen einfach wachsen dürfen. Bereits ein kleiner wilder Naturbereich leistet einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz und hilft dem Igel und allen anderen kleinen Wildtieren in unseren Gärten zu überleben.
Für den Igel-Notfall:
Die Beratungsstelle ist seit 1. September wie gewohnt montags, mittwochs und freitags von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet
(Hallerey 39, 44149 Dortmund-Dorstfeld Tierschutzzentrum) oder im Internet unter http://www.igelschutz-do.de