„Gärtnern ist das größte Vergnügen der Menschheit“, wusste schon vor ein paar Jahrhunderten der Philosoph Francis Bacon. „Kann sein, muss aber nicht“, möchte man angesichts der Ereignisse in der Dorstfelder Kleingartenanlage „Glück Auf“ allerdings hinzufügen. Was im vergangenen November als Auseinandersetzung über eine Nebenkostenabrechnung begann, beschäftigt mittlerweile die Anwälte und trennt die Beteiligten in zwei unversöhnliche Lager.
Auf einer der beiden Seiten befindet sich Jasminka Jurcevic, seit rund vier Jahren Pächterin der vereinseigenen Gaststätte. Aufgeschreckt durch eine ihrer Meinung nach deutlich zu hohe in Rechnung gestellte Summe, unterzog ihr Lebensgefährte Ende 2019 die Abrechnungen der vergangenen Jahre einer eingehenden Prüfung, um – nach eigener Aussage – dort etliche Unregelmäßigkeiten wie wechselnde Angaben zur Größe der angemietete Fläche oder vertraglich nicht vereinbarte Rechnungsposten zu finden. Schnell war klar, dass man hierüber mit der Gegenseite, dem Vorstand des Gartenvereins „Glück auf“, auf keinen gemeinsamen Nenner kommen würde: Dieser war seinerseits der Meinung, Anspruch auf eine Nachzahlung zu haben. Über ihren Anwalt forderte die Pächterin letztlich einen Betrag von 19.000 € ein, der Verein wiederum reichte eine Räumungsklage ein.
Die Situation eskalierte zusätzlich, als Frau Jurcevic auf Anraten ihres Anwalts vor einigen Monaten die weiteren Pacht- und Mietzahlungen einstellte. Der Gartenverein prangerte daraufhin an, die Pächterin trage die Auseinandersetzung damit auf dem Rücken unbeteiligter Kleingärtner aus, welche schließlich für die finanziellen Ausfälle in irgendeiner Weise aufzukommen hätten. Dies wiederum ist offenbar der „Knackpunkt“ des Streits, denn Jasminka Jurcevic und ihr Lebensgefährte weisen darauf hin, dass man die fragliche Summe von mittlerweile 10.000 € lediglich einbehalte, bis man Einblick in die Originalbelege und -abrechnungen erhalten habe. Die nämlich seien bisher unter Verschluss geblieben, eine Rechnung der DEW etwa habe man in all den Pachtjahren nicht zu Gesicht bekommen. Die unbeteiligten Vereinsmitglieder vor diesem Hintergrund mit Verweis auf die sich anhäufenden laufenden Kosten aufzubringen, sei quasi Manipulation.
Frank Peters, beim Gartenverein zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, hält dem entgegen, derlei Belege existierten gar nicht, da sowohl Gas, Wasser als auch Strom von den Energieversorgern seit jeher an einer Stelle abgelesen würden, an welcher die Verbräuche von Gaststätte und vereinseigenem Partykeller schon zusammengeflossen seien. Eigene Gas-, Wasser- und Strom-Zähler „zur Kontrolle“ allerdings habe die Gaststätte durchaus, und könne sich so durchgehend von den angefallenen Verbrauchsmengen überzeugen. Was wiederum die Gegenseite stark anzweifelt: Mindestens zum jährlichen Wasserverbrauch trage der regelmäßig vermietete Keller massiv bei, tauche aber in den Nebenkostenabrechnungen jeweils nur als Mini-Position auf.
Mittlerweile sind die Gräben am Hartweg so tief, dass Francis Bacon vermutlich im Grab rotieren würde. Beklagt sich Jasminka Jurcevic über äußerst geringe Unterstützung der Verpächter über die Jahre, verweisen diese auf etliche Investitionen wie den Einbau einer deutlich sparsameren Heizungsanlage oder eines neuen Tresens. Nicht weniger aufgeheizt als zwischen den Kontrahenten ist die Stimmung inzwischen in deren Umfeld. Gärtnerin Anja Schmalstieg sieht sich ganz auf Seiten des KGV-Vorstands, und hält unterschiedliche Erwartungen an eine Vereinsgastronomie für einen Hauptgrund des Konflikts: Die Gaststätte sei von der Pächterin – wenn auch sehr erfolgreich – immer mehr Richtung Restaurant mit Blick auf „externe“ Kundschaft verändert worden, was aber laut Vereinssatzung gar nicht vorgesehen sei.
Auf Seiten etlicher Restaurant-Gäste wiederum ist die Empörung über den Umgang mit ihrem Lokal groß genug, dass unterdessen gar eine Solidaritäts-Unterschriftenaktion angelaufen ist. Doch während Jasminka Jurcevic nach wie vor täglich die Tische ihrer Restauration mit Deckchen dekoriert, scheint das Kleingarten-Tischtuch am Hartweg nachhaltig zerschnitten.
„Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies“, heißt ein anderes Zitat. Kann so sein, muss aber nicht!