Um auf der UZWEI im Dortmunder U im Mittelpunkt zu stehen, bedarf es keiner Follower auf Instagram und keines öffentlichen Ruhms. Wobei: Eigentlich ist der Hauptdarsteller der neuen Ausstellung ein echter Promi mit Weltkarriere. Schließlich dürfte sich so ziemlich jede(r) bereits mit laut Wörterbuch „kleinsten Element bei der gerasterten, digitalisierten Darstellung eines Bildes“ auseinandergesetzt haben. Bzw, kurz gesagt: Mit dem Pixel. In dessen Zeichen nämlich steht seit dem 16. Februar die Mitmachetage des Dortmunder U. Ausgerufen wurde das „Pixelfieber“ durch die beiden Kuratoren und Digitalexperten Dirk Mempel und Jens Neubert, die vor etwa einem Jahr eigentlich den Plan hatten, eine Art „Kulturgeschichte der Videospiele“ zu entwickeln. Nach und nach aber schob sich dabei der Pixel als stilbildendes Element des frühen PC-Zeitalters immer mehr in den Blickpunkt. Und so entstand in der Ideenwerkstatt des Duos – beide Jahrgang 1973 – dann stattdessen eine interaktive und absichtlich ausgesprochen „verspielte“ Huldigung des (keineswegs immer quadratischen) Protagonisten.
Dem nähert sich die UZWEI jetzt auf ganz unterschiedlicher technischer Ebene: Zwei originale Atari-Videospiele („Pong“) aus den späten 1970ern dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Und dass einer der beiden Kandidaten immer mal wieder kleinere Aussetzer hat, macht das Retro-Erlebnis eher noch authentischer.
Einige Meter weiter gilt es, beim „Chamäleon-Rätsel“ dem bewussten Tier Pixel in der Farbe zu verpassen, die es unsichtbar macht: Kniffliger, als man denkt – außer womöglich für Mediengestalter.
Das Spiel, bei dem sich Alltagsobjekte nach und nach von „pixelig“ zu klar erkennbar wandeln, könnten ältere Generationen so ähnlich noch von Dalli-Dalli kennen. Oder jüngere von der Neuauflage.
Mit modernsten Mitteln „immersiv“ gewürdigt wird der Hauptdarsteller, wenn die Besucher:innen auf einer Videowand in bewegliche Pixelwesen verwandelt werden. Und fast schon in der Zukunft angelangt ist man an der Station, an der eine KI Retro-Grafiken nach Wunsch erstellt. Wobei der Reiz auch hier schon wieder im Unperfekten liegt: Wenn das Programm etwa an der übertragenen Aufgabe, einen „fliegenden Hasen auf einer Mohrrübe“ im Retro-Design entstehen zu lassen, haarscharf scheitert.
Den Möglichkeiten zum Spielen, Experimentieren und Ausprobieren zur Seite gestellt ist selbstverständlich auch ein kleiner Ausflug in die Geschichte. Mal lehrreich – was ist mit „8-bit-Auflösung“ überhaupt gemeint? –, mal seinerseits verspielt, wenn die historischen Pixel-Vorläufer (Ministeck, Kreuzstich) porträtiert werden.
Über rund 15 Stationen auf 300 m2 breitet sich das Pixelfieber noch bis zum 2. Juni aus. Dessen inhaltliche Klammer ist zwar – genau betrachtet – recht weit gefasst, basiert doch im Grunde die komplette Digitalwelt auf dem (längst nicht immer quadratischen) „Hauptdarsteller“ der interaktiven Ausstellung. Gleichzeitig aber kommt der Spieltrieb der Gäste durchgehend auf seine Kosten – getreu dem von Leiterin Mirjam Gaffran formulierten Anspruch der UZWEI, ein Ort für „Kinder, Jugendliche und Junggebliebene zu sein“. Und so ist es eine unterhaltsame Sache, sich mal vom „Pixelfieber“ infizieren zu lassen.