Es war das Friedenslicht, das ihn in der Vergangenheit nach Dortmund führte. Nun ist es ein neuer Job. Seit dem 1. März ist Simon Schwamborn Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Inzwischen hält er auch eine ganz besondere Publikation in Händen – seine Doktorarbeit in Pastoralpsychologie über Game of Thrones mit dem Titel „Verkündigung trifft Fantasy“.
„Vor dem Urteil kommt das Hören“
„Religion muss sich bewähren“, findet Schwamborn: „Religion hat nur dann einen Sinn, wenn sie dem Menschen was bringt.“ So wäre es „so ein Traum von mir“, perspektivisch eine Magis-Gruppe einzurichten. In einer solchen Gruppe treffen sich wöchentlich einige junge Leute und erzählen sich gegenseitig von dem, was sie im Alltag beschäftigt, ergänzt um einige Minuten Stille, einen Impuls aus der Bibel und ein Gebet. Dabei geht es vor allem um das Zuhören, auf das Schwamborn allgemein großen Wert legt: „Vor dem Urteil kommt erst einmal das Hören und das Verstehen.“ Wichtig ist es ihm dabei, „leidempfindlich“ zu sein, das heißt, wahrzunehmen, was Menschen bedrückt und sich auf sie einzulassen.
„Der persönliche Beratungs- und Begleitungsbedarf ist enorm gewachsen“, stellt der Pfarrer fest, „Es ist ja total schwierig, heute zu leben. Das ist teilweise wirklich bedrückend, wenn man erlebt, wie viele Menschen einsam sind“. Gerade im Bereich der Hochschule, in dem Schwamborn bereits während des letzten halben Jahres in München arbeitete, nimmt er auch großen Prüfungsdruck wahr. Die Sozialberatung der KHG stehe allen Menschen offen, die es wünschten, auch wenn sie aus Kapazitätsgründen häufig an andere Beratungsstellen verweisen müsse, so Schwamborn.
„Diskussionsraum schaffen“
Eine angemessene Beratung ist auch für einen promovierten Pastoralpsychologen nur möglich, wenn er die Menschen in ihrem Alltag erlebt. Gleichzeitig ist Schwamborn vom ignatianischen Prinzip überzeugt, das für ihn bedeutet, „den Glauben im Alltag zu leben“. Auch deshalb trat er im Jahr 2016 eine einjährige Hospitation beim WDR-Radio an. Als Teil der Religionsredaktion schnappt er sich vor allem interreligiöse Themen. So ging es bei ihm zum Beispiel um einen syrischen Konvertiten, er produzierte Erklärstücke zu jüdischen Festen und befasste sich mit Sex im Islam aus einem historischen Blickwinkel.
„Mein Anspruch ist, einen offenen Raum zu bieten, wo Menschen sich entwickeln, begegnen können“, betont Schwamborn. Explizit wünscht er sich, „Glaube, Wissenschaft und gesellschaftliche Entwicklungen miteinander ins Gespräch“ zu bringen: Es geht ihm darum, einen „Diskussionsraum zu schaffen“. Bereits eingeladen für einen der Mittwochabende, die für Veranstaltungen reserviert sind, ist Finja Weber. Die 21-jährige Baroperin ist eine der jüngsten Vertreterinnen des Synodalen Wegs. Außerdem ist sie Pfadfinderin.
Die „Lebensader der Stadt“
So ist Schwamborn mit Weber in Kontakt gekommen. Denn bevor er beim WDR aufschlug, betreute er in Lippstadt die Pfadfinder*innen-Gruppe und mit ihnen das Friedenslicht. An der jährlich in Betlehem entzündeten Flamme wird ein weiteres Licht entzündet, das dann mit dem Flugzeug nach Wien gebracht wird. Von dort aus holten die Jugendlichen aus dem Erzbistum Paderborn ein Licht nach Dortmund, wo Schwamborn jeweils am 3. Advent einen großen Gottesdienst abhielt.
Nun ist der Pfarrer zurück in Dortmund, wo er neben der Magis-Gruppe auch eine Aktion mit dem „Arbeitstitel“ „Pilgern im Pott“ plant. Voraussichtlich wird die jedoch nicht mehr an der Ostenbergstraße starten, denn im Sommer will die KHG in die Räumlichkeiten der Heilig-Kreuz-Gemeinde im Kreuzviertel ziehen – näher an die „Lebensader der Stadt“, wie Schwamborn formuliert. Bei den Bauarbeiten, die zum April dort starten sollen, soll eine „Marktplatzidee“ verfolgt werden. Ziel ist, dass „zum Wintersemester da unten gestartet werden kann“.
Derzeit passiert also viel Neues in der KHG: „Es ist fast alles im Umbruch“. So läuft momentan auch der Einstellungprozess für eine neue Referentin. Doch dass „wir ja komplett neu sind“, macht die Sache für Schwamborn besonders interessant.