In ihren Bemühungen, sich im Teich gegen die größten Fische zu behaupten, sind die Dortmunder Borussen bekanntlich in hohem Maße von ihrer Nachwuchsarbeit abhängig, und auch die Scouts müssen beim Aufstöbern von „Rohdiamanten“ immer aufs Neue einen guten Job machen.
Schaut man sich an, welche Spieler in jüngerer Vergangenheit im europäischen Fußball für Furore gesorgt haben, wird erkennbar, wie gut dies für gewöhnlich geklappt hat.
Doch augenscheinlich bewährt sich Schwarzgelb nicht nur auf, sondern auch neben dem Rasen immer wieder als Karrieresprungbrett, wie ein Blick in den Rückspiegel beweist: Nicht weniger als fünf Übungsleiter der gemeinsam mit dem SC Freiburg höchstklassigen deutschen U23 haben im Laufe der letzten zwölf Jahre anschließend in ersten Ligen Fuß fassen können – oder gar auf Verbandsebene:
– Enrico Maaßen: Der heute 39-Jährige übernahm die Borussen-Zweitvertretung 2020 nicht nur in Pandemiezeiten, sondern auch in einer Phase durchwachsener Leistungen und schaffte direkt die Trendwende inkl. Durchmarsch auf Platz 1 und Aufstieg – noch dazu beinahe unbesiegt! Eine Bilanz, die nicht unbemerkt bleiben konnte: Ab Juli 2022 durfte der gebürtige Wismarer auf der Trainerbank des FC Augsburg Platz nehmen, wo er sich bis vor wenigen Monaten hielt.
– Jan Siewert: Von 2017 bis 2019 gab der gebürtige Rheinland-Pfälzer bei der U23 der Borussen die Richtung vor. Der Freund schneller Kombinationen und Spielverlagerungen hielt sein Team in der Regionalliga-Spitzengruppe, konnte allerdings die Tür zu Liga 3 nicht ganz aufstoßen. Berichte über Siewerts gute Arbeit wiederum waren offenbar sogar auf der anderen Seite des Ärmelkanals angelangt: Im Januar 2019 trat der Coach seinen Job als Cheftrainer des englischen Zweitligisten Huddersfield Town an. Das englische Abenteuer blieb für den Ex-Borussen glücklos, doch Siewert bewies Geduld – und ist seit kurz vor Weihnachten über den „Umweg“ der Mainzer U23 auf seinem ersten Bundesligatrainer-Chefsessel gelandet.
– Daniel Farke: Noch ein England-Export des BVB! Aber schließlich ist Daniel Farke nicht nur Pep-Guardiola-Fan – es wird berichtet, dass der ManCity-Coach umgekehrt auch eine sehr hohe Meinung von der Spielweise des heute 47-Jährigen hat. Dieser hatte bei der Borussen-Reserve von 2015 bis 2017 das Zepter in der Hand und musste sich am Ende seiner zweiten Saison lediglich der Truppe von Viktoria Köln geschlagen geben. 2017 ging es für den Anhänger des „klassischen 4-2-3-1“ für ein letztlich mehr als vierjähriges Engagement weiter zum englischen Zweitligisten Norwich City. Zum Wiedersehen mit den Schwarzgelben kam es dann im Herbst 2022, nachdem die „rheinische Borussia“ Farke zum neuen Cheftrainer gekürt hatte. Dort sattelte man die Pferde nach einem Jahr neu, doch auch Farkes neuer Club hat Renommee: Durch seinen Job als Coach in Dortmunds Partnerstadt Leeds gibt es zudem wieder eine Querverbindung in die „alte Heimat“.
– David Wagner: Reden wir nicht drumrum: Mit seinem vierzehnmonatigen Engagement bei den „Königsblauen“ hat David Wagner einen sehr kontroversen Eintrag in seiner Vita stehen. Zuvor aber mischte Dortmunds U23-Trainer der Jahre 2015 bis 2017 einige Zeit lang durchaus die englische Premier League auf: Bis auf Rang 5 hoch ging es für den Pressing-Spezialisten und Trauzeugen von Jürgen Klopp in der Spielzeit 2016/’17 trotz des für englische Verhältnisse geradezu mikroskopisch kleinen Budgets seines Clubs Huddersfield Town. Moment – Huddersfield – war da nicht was? Genau: Purer Zufall dürfte es seinerzeit nicht gewesen sein, dass die Briten ihr Augenmerk auf Jan Siewert als Wagner-Nachfolger lenkten.
Auf Schalke allerdings wurde der gebürtige Frankfurter ebenso wenig glücklich wie anschließend in der Schweiz. Sein offenbar immer noch guter Ruf auf der Insel wiederum verhalf ihm Anfang 2023 zum Engagement bei Norwich City.
– Hannes Wolf: Unter all den klangvollen Namen der ehemaligen U23-Übungsleiter dürfte ausgerechnet der von Hannes Wolf der klangvollste sein. Erstmals als 28-Jähriger 2009 unter Theo Schneider vom Spielfeld auf die Trainerbank gewechselt, erwarb sich der gebürtige Bochumer im Nu einen Ruf als ausgewiesener Taktik-Tüftler.
2016 nahm das Dortmunder „Eigengewächs“ in Stuttgart erstmals auf der Trainerbank eines Zweitligisten Platz. Als sich nach den Stationen HSV und Genk (Belgien) der DFB beim heute 42-Jährigen meldete, erschien das fast schon zwangsläufig. Seit dem vergangenen August nun ist der ehemalige Kicker des ASC Dortmund auf Bundesebene für die deutsche Nachwuchsentwicklung zuständig – und hat seine Fähigkeit zu innovativen Ideen im Laufe der Zeit offenbar nicht eingebüßt. Für sein Konzept zu möglichen neuen Trainingsformen gab es Kritik ausgerechnet von Ex-Chef Aki Watzke. Auch der allerdings dürfte dem ehemaligen Schützling eine atemberaubende Karriere attestieren!