Seit 37 Jahren steht Ludger Wilde in den Diensten der Stadt Dortmund, seit 2015 in der Verantwortung als Stadtrat für Umwelt, Planen und Wohnen.
In der Sitzung des Rates am 9. Februar 2023 verabschiedeten die Ratsmitglieder und Oberbürgermeister Thomas Westphal den scheidenden Dezernenten in den Ruhestand. Oberbürgermeister Thomas Westphal bedankte sich bei Ludger Wilde und würdigte seine Tätigkeit im Rat. Die“3G“ haben ihn ausgezeichnet. Gelassenheit in schwierigen und kontroversen Fragen, Gestaltungswillen, Dinge auch umzusetzen, und Gemeinsamkeit. „Du bist ein Teamplayer“, so der OB. „Deine Zeit war eine erfolgreiche Zeit, die die Stadt maßgeblich mitgeprägt hat“.
Schon in den Tagen zuvor gab es für Ludger Wilde mehrere Abschiedsveranstaltungen mit Worten des Dankes und des Lobes, guten Wünschen und vielen herzlichen Begegnungen, etwa beim Forum Stadtbaukultur, im Gestaltungsbeirat oder im Ausschuss für Klima, Umwelt, Stadtplanung und Wohnen. „Schade, dass meine Mutter heute nicht dabei ist. Sie hätte das alles geglaubt“, zitierte Wilde einen Politiker bei einem dieser Anlässe und brachte die Anwesenden damit zum Lachen.
Ludger Wilde, der 1957 in Lüdinghausen zur Welt kam, studierte Raumplanung in Dortmund und kam dann nach seinem Städtebau-Referendariat in Münster 1986 zurück nach Dortmund ins Stadtplanungsamt. Die Bereichsplanung Uni-Umland, die Entwicklung zum Technologiezentrum war eines der ersten großen Projekte zum Strukturwandel, an dem er mitarbeitete.
Noch bis zu seinem letzten Tag bei der Stadt am 14. Februar ist Wildes Terminkalender von morgens bis abends gefüllt. Wenn man ihn in diesen Tagen fragt, welches Projekt rückblickend sein Wichtigstes war, fragt er schmunzelnd zurück: „Wo soll ich anfangen und wie viel Zeit haben wir?“
Vier Jahrzehnte Transformation in und für Dortmund
Viele Projekte, die er als Dezernent in die Realisierung geführt hat, hatte er selbst zuvor in seiner Rolle als Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes auf den Weg gebracht. Dazu zählt zum Beispiel das PHOENIX-Projekt mit dem See und PHOENIX West mitsamt den verbindenden Maßnahmen für das Hörder Zentrum. Die Bilanz seit seinem Start bei der Stadt Dortmund 1986 kann sich sehen lassen – allein schon im Bereich der Bauleitplanung:
- 334 Bebauungsplan-Neuaufstellungen
- 424 Bebauungsplan-Änderungen
- 27 Satzungen (von 36 insgesamt)
Das bedeutet, dass 5.640 Hektar Fläche in Dortmund – das entspricht etwa 20 Prozent des Stadtgebietes – in der Zeit von Ludger Wilde einmal überplant und entwickelt wurde.
Zur Transformation gehören die Neukonzeption und Neunutzung von Flächen, von denen sich die Industrie zurückgezogen hatte (PHOENIX-Flächen, Westfalenhütte, Zeche Gneisenau, Minister Stein, Dortmunder U) oder ehemalige Kasernengebiete (Stadtkrone Ost, Hohenbuschei). Für den „Dreiklang“ PHOENIX See – Hörde Zentrum – PHOENIX West bekam Dortmund 2018 den Deutschen Städtebaupreis.
Ludger Wildes Arbeit reicht dabei weit in die Zukunft, denn die Entwicklung an der Westfalenhütte hat gerade erst richtig Fahrt aufgenommen. Gleiches gilt für die Zukunftsprojekte SMART RHINO, die IGA 2027, das Hafenquartier oder das nördliche Umfeld des Hauptbahnhofes. Die Strahlkraft dieser Vorhaben, die man heute schon erahnen kann, wird sich erst noch entfalten. Hinter jeder Fläche steckt eine eigene Geschichte.
Meilensteine in jedem Dezernatsbereich
Die Entwicklung der City ist eine Daueraufgabe – das ist während der Corona-Pandemie überdeutlich geworden. Mit dem Citykonzept und seinen Fortschreibungen haben sich die Stadt und Ludger Wilde dem stetigen Wandel mit neuen Herausforderungen gestellt. 2017 machten die Kaufleute im Cityring den Dezernenten zum Ringträger.
Wildes Handschrift findet sich ebenso wieder in der Klimastrategie der Stadt (Masterplan integrierte Klimaanpassung Dortmund, Handlungsprogramm Klima Luft 2030) und beim Thema Mobilitätswende (Emissionsfreie Innenstadt). Und auch auf dem Wohnungsmarkt hinterlässt Ludger Wilde seine Spuren – etwa mit Baugebieten wie dem Erdbeerfeld, der Brechtener Heide, dem Güterbahnhof Ost und dem Kronprinzenviertel.
Auch schwere Entscheidungen gehören zur Aufgabe eines Dezernenten. Bei einem Ranking schwerer Entscheidungen würde die Räumung des Hannibal II in Dorstfeld sicher ganz weit oben stehen. Von jetzt auf gleich mussten Hunderte Mieter*innen ihre Wohnungen verlassen, weil Fachleute eine akute Gefahr für Leib und Leben erkannt hatten. Eine folgenschwere Entscheidung, zu der es aus der Sicht von Wilde keine Alternative gab. Gerichte gaben ihm in dieser Einschätzung Recht. „So etwas wünscht man sich nicht nochmal“, sagt Ludger Wilde im Rückblick.
Ludger Wilde legt Wert darauf, dass erfolgreiche Arbeit nur gelingt, wenn das Team um einen herum funktioniert. „Die Leute haben mich getragen“, sagt Wilde und dankt allen, die an den Aufgaben und den vielen Teilschritten beteiligt waren.
Ludger Wilde übergibt sein Arbeitsfeld nun in die Hände seines Nachfolgers Stefan Szuggat, den der Rat der Stadt Dortmund im Dezember vereidigt hat und der Anfang März offiziell übernimmt.