Auch jenseits vom schwarzgelben „Marktführer“ gibt es in Dortmund Vereine, die geradezu zur DNA ihrer Stadt und insbesondere ihrer direkten Umgebung gehören – und dabei handelt es sich längst nicht nur um die Getreuen von König Fußball! Dortmunds ältester Boxclub, der DBS 20/50, ist hierfür definitiv ein gutes Beispiel: Seit jeher schon dreht es sich bei den Boxern aus der westlichen Innenstadt um viel, viel mehr als das, was sich zwischen den Ringseilen abspielt. Der vielerorts formulierte Anspruch, ein Verein müsse so etwas wie eine Familie sein: Hier wird er mit Leben gefüllt – und das mittlerweile seit über 100 Jahren, stand doch im letzten November der runde Geburtstag an.
Gepflegt wird das Wir-Gefühl u. a. durch gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Ausflügen ins Stadttheater, durch die bis heute über 150 Boxerstammtische samt prominenten Gästen oder mit dem immer wieder klar formulierten Eintreten für Toleranz und Verständigung.
Daneben herrscht auch an originellen neuen Ideen und Formaten nie ein Mangel: Da wird z. B. mal „Feierabend-Entspannungsboxen“ neu ins Programm aufgenommen, mal dürfen Dortmunds LehrerInnen bei einem der „Pädagogen-Boxlehrgänge“ ganz neue Wege zu Entspannung und Ausgeglichenheit ausloten. Dann wieder gibt es ein öffentliches Training im Westpark, bei dem sich eindeutig gegen Rassismus positioniert wird.
Dass sich soviel Umtriebigkeit auszahlt, zeigt allein die Namensliste der prominenten Besucher, die im Laufe der Jahre der DBS-Einladung folgten: Von Aki Schmidt und Marina Kielmann über Max von der Grün bis zu Joe Bausch und sogar „Gentleman“ Henry Maske war im Vereinslokal bereits alles vertreten. Folgerichtig finden sich in der Titelsammlung der Faustkämpfer nicht nur etliche regionale und nationale Titel, sondern seit gut zwei Jahren auch die Auszeichnung für eine der fünf „coolsten Seniorengruppen Deutschlands“, welche die Senior-Boxer des DBS aus den Händen von Familienministerin Franziska Giffey entgegennehmen durften.
Bei allem lebendigen Gemeinschaftsgeist aber ist ein Name im Verein wohl unverzichtbar: Seit mittlerweile 49 Jahren – da klopft das nächste Clubjubiläum also bereits an! – leitet Dieter Schumann die Geschicke der DBS-Boxer, und scheint dabei niemals stillzustehen. Lange schon ist er der Motor und das Gesicht des Boxsports in der Westfalenmetropole schlechthin.
Dem Beginn der Leidenschaft für „seinen“ Sport haftete dabei durchaus etwas Romantisches an, wurde das Talent des heute 78-Jährige doch als Teenager in den 1950er Jahren bei einem „fairen Straßenkampf“ am Rande von Dorstfeld entdeckt. Und getreu seines Mottos „Wer einmal am Nappaleder gerochen hat, kommt davon nicht mehr los“ war es fortan um den gebürtigen Thüringer geschehen. Immer folgte sein jahrzehntelanges Engagement dabei klaren Grundsätzen, ließen er wie auch seine Vorstandskollegen keinen Zweifel daran aufkommen, dass beim DBS „allein der Mensch zählt“, wie nicht zuletzt die zahlreichen Integrationsprojekte des Vereins beweisen.
Anfang Februar dann erfuhren Dieter Schumanns unermüdlicher gesellschaftlicher Einsatz und seine Prinzipientreue einen verdienten Lohn: Für sein Lebenswerk durfte er die Auszeichnung zum „Dortmunder Sportler es Jahres“ entgegennehmen.
Kein Geringerer als Henry Maske brachte mittels Videobotschaft auf den Punkt, was den Preisträger auszeichnet und seit so vielen Jahren für die hiesige Sportlandschaft unverzichtbar macht: Seine Verlässlichkeit wie auch seine absolute, ansteckende Leidenschaft für den Sport. Das Dortmunder Box-Urgestein verhehlt nicht, über die entgegengebrachte Wertschätzung stolz zu sein, umso mehr, als er mit der Ehrung nicht gerechnet hätte. Eins allerdings ist dem Mann, der die Bedeutung des Wortes „Ruhestand“ nachschlagen müsste, in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen: „Alleine geht es nicht!“ Und bei diesem Satz denkt er nicht nur an die vielen anderen Kräfte im Verein, sondern unterstreicht vor allem den Satz, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht. Eine, die in seinem Falle „fast 24 Stunden pro Tag das Thema ‚Boxen‘ serviert bekommt, und trotzdem immer hinter mir gestanden hat“.
Aktuell kann kein Verein feste Termine herausgeben, im Höchstfall können Wünsche formuliert werden. Einer davon ist beim DBS, dass am 19. Mai der nächste Promi-Stammtisch mit den schwarzgelben Gästen Horst Bertram und Carsten Cramer stattfinden möge.