Was die BVB-Frauen da in ihrer ersten Saison abgeliefert haben, war mehr als erfolgreich. Doch von Anfang an schwang ja der Gedanke mit, sich nicht allzu lange in der Kreisliga aufhalten zu wollen. Als Kreismeisterinnen treten die Schwarzgelben die Saison 2022/23 nun in der Bezirksliga an – noch einmal verstärkt durch fünf Neuzugänge. Neuigkeiten gibt es aber auch in der Kreisliga.
Die „Talentschmiede“ an der Strobelallee
Schon während der Saison zeichnete sich ab, dass es mit den bisherigen 24 Spielerinnen beim BVB nicht getan war, wie Frauen- und Mädchen-Abteilungsleiterin Svenja Schlenker berichtet: „Wir haben wöchentlich mehrere E-Mails von Mädchen und Frauen erhalten, die gefragt haben: Hey, gibt es nicht nochmal ein Probetraining bei euch? Wie kann ich mich zeigen? Wie werden Sie auf mich aufmerksam?“ Auch wenn die Kapazitäten im laufenden Spielbetrieb nicht ausreichten, um weitere Spielerinnen zu rekrutieren, erkannten Schlenker und das Trainerteam, dass „eine Art Rückhalt“ für die erste Mannschaft sich durchaus als zukunftsweisend herausstellen könnte. „Wir brauchen ja auch so eine Art Talentschmiede, in der wir etwas jüngere Spielerinnen entwickeln, um sie dann über Kurz oder Lang, wenn sie das Potenzial haben, auch in der ersten Mannschaft spielen zu lassen.“
Aus diesen Ansätzen entstand etwas sehr Konkretes: Zur neuen Saison geht beim BVB eine zweite Frauenmannschaft an den Start. Nach einer Bewerbungsphase, in der interessierte Fußballerinnen ihre Lebensläufe einreichten, begutachteten die Trainer und Schlenker an einem Sichtungstrainingstag im Mai 120 Mädchen und Frauen. Alle der Eingeladenen erfüllten die zuvor festgelegten Kriterien: Sie mussten in einem Umkreis von 35 Kilometern um Dortmund wohnen und spätestens im Jahr 2004 geboren sein.
Neustrukturierung bei den Frauen
Im Anschluss gehörten 17 Spielerinnen aus 17 Vereinen zu den Auserwählten. Denn von vornherein hatte der BVB kommuniziert, dass aus jedem Verein maximal eine Spielerin in der zweiten Frauenmannschaft unterkommen würde. Schließlich wolle man auch zukünftig einen funktionierenden Ligabetrieb in Dortmund aufrechterhalten, wie Schlenker bereits im vergangenen Jahr betonte.
Statt also anderen Vereinen ihre besten Spielerinnen zu nehmen, disponierte man an der Strobelallee um. So ergänzen Lilli Prinzen, Anna Lena West und Neele Dröter, die bislang in der ersten Mannschaft spielten, den Kader der zweiten Mannschaft, der nun 20 Frauen umfasst. Zusätzlich zu diesen dreien hat Laura Höhl die BVB-Frauen 1, wie sie wohl zukünftig heißen werden, verlassen, „die Fußballschuhe erstmal an den Nagel gehängt“, so Schlenker. Das heißt jedoch nicht, dass die erste Mannschaft nun um vier Spielerinnen ärmer ist. Vielmehr gibt es mit Mia Bedarf, Lea Auffenberg, Marie Grothe, Nora Rechenbach und Mandy Reinhardt fünf Neuzugänge, die die Mannschaft seit der neuen Saison verstärken.
Was zusammenschweißt
Damit diese fünf sowie die einzelnen Spielerinnen der bestehenden Mannschaft sich vertrauter werden, wird es wohl auch in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsame Aktionen jenseits des Platzes geben. Hierzu diente auch das gemeinsame Trainingslager Mitte August.
Bereits in der vergangenen Saison fuhr die Mannschaft geschlossen nach Polen, ein Ziel, das das Team rund um Trainer Thomas Sulewski nicht willkürlich ausgesucht hatte, wie Schlenker erläutert: „Das war eine Kombination aus zwei Gedanken. Zum einen haben wir gesagt: So ein Kurztrainingslager würde uns im Hinblick auf die Rückrunde noch ganz gut tun.“
Zum anderen folgten die Frauen als „Teil der BVB-Familie“ den Bildungsbestrebungen und den gesellschaftlichen Werten der Borussia, indem sie sich in Auschwitz mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen auseinandersetzten. Auf diese Weise lernten die Spielerinnen neue Seiten voneinander kennen, erzählt Schlenker: „Sonst ging es immer um das Sportliche und jetzt kam auf einmal ein sehr schweres Thema hinzu. Das war schon schön anzusehen, wie sie sich gegenseitig unterstützt, geredet und mal ganz andere Themen besprochen haben.“
Den sportlichen Teil absolvierten die Frauen in der neuen Fußballakademie, die Lukas Piszczek in Polen „im Namen von Borussia Dortmund“ führt. Erst vor einigen Wochen wurde die „sehr sehenswerte“ Akademie eingeweiht. Das bedeutet, die BVB-Frauen hatten die Gelegenheit, das Gelände schon vor seiner Eröffnung kennenzulernen. „Wir haben es getestet und für gut befunden“, lacht Schlenker.
Und es geht weiter
Im kommenden Jahr soll die Mädchen- und Frauenabteilung weiterwachsen. Bereits vor der ersten Saison der BVB-Damen träumte Schlenker ein wenig von einem weiblichen Jugendbereich beim BVB. Zur Saison 2023/24 soll es so weit sein, verrät die Abteilungsleiterin ihre bereits sehr konkreten Pläne: „Die gibt es, und zwar werden wir im nächsten Jahr eine U17-Mannschaft gründen.“ Bis zum nächsten Frühjahr werden sich die jungen Fußballerinnen aber noch gedulden müssen. Nun heißt es erstmal für die bunt zusammengewürfelte zweite Mannschaft: „Schön zusammenwachsen!“