„In Deuschland muss niemand auf der Straße leben!“ Ganz falsch ist dieser Satz nicht – aus einer „Verwaltungslogik“ heraus. Doch für Tim Sonnenberg, der an der FH Dortmund zum Thema Wohnungslosigkeit promoviert, steht diese Logik häufig der „Lebensweltlogik“ wohnungsloser oder von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen entgegen. Wer eine bürokratische Lösung für sich anstrebt, braucht zum Beispiel einen Personalausweis.
So weit, so verwaltungslogisch nachvollziehbar. Doch je länger jemand auf der Straße lebt, umso größer ist die Gefahr, dass der Ausweis verloren geht oder gestohlen wird. Auf diese Weise entsteht eine Abwärtsspirale, die sich aus der „Lebensweltlogik“ heraus kaum noch umkehren lässt. Hier muss sich also am System etwas ändern. Für Sonnenberg bedeutet das aber noch lange nicht, dass wir auf eine Hilfe im Einzelfall verzichten sollten – im Gegenteil: Jede Hilfe sollte auf Augenhöhe stattfinden statt davon auszugehen, dass Menschen, die auf der Straße leben, niedrigere Standards ansetzen als Menschen in Wohnung.