„Ben sucht Arbeit“ war für Anna Hilfrich „ein super Selbstläufer“. Zusammen mit vier Jugendlichen aus der Auffangklasse der Johann-Gutenberg-Realschule erarbeitete die Künstlerin an vier Dienstagen von Mitte Februar bis Anfang März eine Sendung über den jungen Ben, der auf der Suche nach einer passenden Aufgabe in den Alltag einer Künstlerin, eines Modells und einer Modedesignerin hineinschnuppert. „Die haben alles selber erfunden“, betont Hilfrich – und das ist die Idee des Projektes „Über sich hinauswachsen“, im Rahmen dessen die Johann-Gutenberg-Realschule nun bereits zum dritten Mal zu Besuch in der uzwei im Dortmunder U war.
Die „Auffangklasse“
Zum zweiten Mal hat die Stadt das Projekt im Januar verlängert, diesmal für weitere fünf Jahre. Kontinuierlich plant Koordinatorin Anke Müller-Pries im vierwöchigen Wechsel die 13 teilnehmenden Realschulen für ein neues Filmprojekt ein, die dann eine entsprechende Gruppe auswählen, die wiederum zu den vier Terminen im U fährt. In diesem Frühjahr entschied sich die Johann-Gutenberg-Realschule für eine ihrer sogenannten „Auffangklassen“, die zugewanderte Jugendliche mit unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Altersgruppen vereint, um zwei Jahre lang gemeinsam Deutsch zu lernen. Anschließend wechseln die Schüler:innen in die Klassen, die ihrem Leistungsstand und Alter entsprechen.
Indem Lehrerin Sandra Wazian diese Gruppe an die Leonie-Reygers-Terrasse begleitete, entsprach sie der Idee von „Über sich hinauswachsen“, die die Stadt Dortmund in einer Pressemitteilung zur Projektverlängerung so beschreibt: „Ein Fokus des Projekts liegt auf Realschulen aus Stadtteilen, in denen viele Familien mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrung leben und in denen viele Jugendliche bisher keinen Zugang zu Angeboten der Kulturellen Bildung hatten.“ Grundsätzlich fällt Wellinghofen in diesem Zusammenhang wohl nicht als erstes in den Blick, aber auch hier sind in den vergangenen Monaten vor allem aus der Ukraine sehr viele Familien angekommen. Aus diesem Grund steht den Jugendlichen nun ein „Sprachmittler“ zur Verfügung, der sie auch bei ihrem Filmprojekt unterstützte.
„Zwei, die vor dem Fernseher sitzen“
Das Filmprojekt selbst zog die Klasse etwas anders auf als Koordinatorin Müller-Pries es aus der Arbeit mit den Realschüler:innen kennt. So zeigt die Rahmenhandlung laut Lehrerin Wazian „zwei, die vor dem Fernseher sitzen und von Sendung zu Sendung swichtchen“. Dabei stoßen sie einerseits auf ein Sport-Event, bei dem die Akteure boxend und Fußball spielend gegeneinander antreten. Eine Jury vergibt Punkte, um am Ende den Sieger zu küren. Ein anderer Sender präsentiert den Schauenden Szenen aus dem Spielfilm „Fight Club“. Nachgestellt haben die Jugendlichen beispielsweise ein Treffen zwischen dem Erzähler und Tyler Durden in einer Bar und Telefonate zwischen dem Erzähler und Marla Singer beziehungsweise Tyler. Auf Sender Nummer drei wird Ben schließlich Filmkritiker.
Aktuell hat sich die Wilhelm-Röntgen-Realschule mit ihrem Filmprojekt angeschlossen. Im Stadtbezirk Hörde wartet nun die Marie-Reinders-Realschule auf die nächste Einladung mit dem Absender der uzwei.