„Wenn Omma immer gesagt hat: Das macht man nicht“, hatte sie, wie Sandra Hopf sich erinnert, schon gelegentlich mal Recht. Die Konsequenz, die der Verein EGO e. V. daraus zieht, schaut laut Hopf auf den einzelnen Menschen: „Es fängt bei mir an. Ich muss etwas tun“, bei Bedarf den Mund aufmachen und den „Stinkstiefeln“ dieser Welt entgegenhalten: „Sei still, was soll das denn?“ Der Vereinsname funktioniert daher im doppelten Sinn. Einerseits handelt es sich um eine Abkürzung für „Engagiert – Gemeinsam – Offen“. Andererseits klingt das lateinische Personalpronomen natürlich mit.
Ein Netzwerk mit Hörder Zentrum
Hopf selbst macht eigentlich die Buchhaltung für den Verein, aber eigentlich ist sie auch Dozentin für Lebensplanungsseminare an Schulen und für Sportvereine. Damit passt sie ins Personal von EGO e. V. Denn das funktioniert nach dem Motto: Alle bringen ein, was sie mitbringen. „Wir stellen Manpower für gute Projekte zur Verfügung“, fasst Hopf dieses Prinzip zusammen. Da ist die Kommunikationsspezialistin Joyce Untenberger, die mit Strassenstoff e. V. die Obdachlosenhilfe einbringt und Flyer, Roll-ups und andere Marketingprodukte für EGO e. V. entwickelt. Da ist der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses Andreas Edelstein, der Fußball als soziale Förderung von Kindern und Jugendlichen zu einem Teil von EGO macht. Da ist aber auch der Verein Sprungbrett e. V., der straffälligen Jugendlichen eine Perspektive gibt – um nur einige zu nennen.
Was sich hier findet, in den Räumlichkeiten der Creditreform am Phoenix See – Geschäftsführer Wolfgang Scharf ist Vorsitzender von EGO –, ist ein Verein mit Netzwerkgedanken. Und dieses Netzwerk verdichtet sich zwar vor allem in Hörde und Dortmund, findet aber an den Grenzen NRWs keine Schranken. Und „wenn jetzt jemand sagt: Ich ziehe nach Paris und mache für euch weiter, dann bitte schön“, so Hopf.
Das Lebensplanungsseminar
In Hörde selbst hat EGO e. V. bereits mehrere Schulleitungen „im Boot“. Regelmäßig finden zum Beispiel Hopfs Lebensplanungsseminare an der Marie-Reinders-Realschule statt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Uta Scharf erarbeitet sie mit den Jugendlichen deren Lebensentwürfe. „Wie soll das Leben im Alter meiner Eltern aussehen?“, fragen sich die Schüler*innen. Von U-Bahn-Fahrer*innen bis zu Profifußballer*innen ist dort erfahrungsgemäß alles dabei, so Hopf. Aber regelmäßige Urlaube, ein Eigenheim und einen Porsche wünschen sich zunächst fast alle.
„Dann kommt die böse Frau Hopf mit einer ordentlichen Spritze Realität um die Ecke“, indem sie den Jugendlichen beispielsweise Lohnabrechnungen aus verschiedenen Lehrberufen vorlegt. „Und dann rechnen die das Ganze mal rückwärts.“ Dabei geht es jedoch nicht darum, die Schüler*innen zu deprimieren, sondern darum, sie zu bewegen, kreativ zu werden, sich zu fragen: „Was sind meine Stärken? Wie schätzen meine Eltern mich ein?“ Am Ende gehen die 13- bis 15-Jährigen mit einer Idee von einem guten Leben in der realen Welt nach Hause.
„Da brauche ich doch kein Geld“
Soviel die Jugendlichen und die beiden Frauen in diesem Kontext über das Geld reflektieren, so wenig spielt es eine Rolle auf organisatorischer Ebene. Weder das Lebensplanungsseminar im Speziellen noch die Vereinsarbeit im Allgemeinen kostet Geld. Mit mehreren Vereinen und Einzelpersonen an einem Tisch „kann man halt Kräfte bündeln und da brauche ich doch kein Geld“, so Hopf. Mit anderen Worten: Wer alle Aufgaben inhouse erledigt, muss kein Geld für Outsourcing in die Hand nehmen. Abgesehen davon sieht der Verein bereits alle Menschen, die den „Blödbacken“ in ihrem Umfeld Paroli bieten, als Teil seiner Initiative.