Hätte man in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts bereits gewusst, dass Johann Gottlieb Preller Dortmund zur „Bach-Stadt“ gemacht hatte, hätte man wohl keine Straße in einem Gewerbegebiet gewählt, um sie nach dem Landvermesser zu benennen, glaubt Bezirksbürgermeisterin Christiane Gruyters. Der Begriff der „Bach-Stadt“ stammt von Gerhard Stranz, der so einiges über Prellers Wirken in Dortmunds Musiklandschaft herausgefunden hat. Mit dem Anliegen, ein Legendenschild anzubringen, wandte er sich schließlich an die Bezirksvertretung. Mitte Juni wurde sein Wunsch Realität.
„Johann Gottlieb Preller (1727 – 1786) war Komponist, Landvermesser und Kantor der Marienkirche in Dortmund. Er gründete in Dortmund ein Collegium Musicum. Als Sammler bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach leistete er mit deren Erhalt einen wesentlichen Beitrag für die Musikgeschichte“, heißt es auf dem Schild, das seit dem 14. Juni oberhalb des Straßenschildes an der Prellerstraße hängt. Tatsächlich geht Prellers Wirken nach Stranz’ Recherchen so weit, dass die Dortmunder Philharmoniker ihre Geschichte neu schreiben müssten. Denn mit dem „Collegium Musicum“, von dem auf dem Legenschild die Rede ist, legte Preller den Grundstein für das Orchester, das somit nach Stranz älter ist sowohl als die Berliner als auch als die Wiener Philharmoniker.
Der hochbegabte Urenkel
Eigentlich war Preller im Jahr 1753 als Landvermesser nach Dortmund berufen worden. Niemand ahnte damals, dass er bereits als Kind bei seinem Musiklehrer in Kontakt zur Familie Bach gekommen war und nun mit Bach-Werken im Gepäck nach Dortmund reiste. Hier fielen seinem Urenkel Eduard Wilsing Anfang des 20. Jahrhunderts die Schriftstücke in den Schoß. Das Hörder Wunderkind notierte schließlich seine eigenen Kompositionen auf dem Papier, das schon Bach in Händen gehalten hatte.
Inzwischen hat Stranz dafür gesorgt, dass auch Wilsings Werke neu aufgeführt werden, zuletzt beim Hörder Brückenfest. Noch in diesem Jahr soll es weitere Wilsing-Konzerte in der Hörder Bezirksverwaltungsstelle geben, unweit Wilsings Elternhaus. Und am 30. Juni wird es dann auch für Wilsing ein Legendenschild geben, am Wilsingweg in der Gartenstadt. So sind es keine 1.000 Meter, die das Gedenken an Preller und seinen Urenkel beziehungsweise an Wilsing und seinen Urgroßvater voneinander trennen.