Es war gegen 23.40 Uhr am 30. April, als Ema Šeperovićs Handy klingelte. Als sie abnahm, meldete sich niemand. Stattdessen hörte sie Hilferufe, die Stimmen ihrer Familie und ein beständiges Piepen. „Es war klar, dass Panik im Raum stand“, sagt sie. Sofort verständigte sie die Feuerwehr, die gegen 0 Uhr an Emas Elternhaus eintraf. Ema selbst befand sich im Haus ihres Onkel, als das Feuer im Restaurant ihrer Eltern ausbrach.
Die Šeperovićs befanden sich zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit ihrer jüngeren Tochter Sara in ihrer über „Ema’s Pfeffermühle“ befindlichen Wohnung. Schon „bevor der Alarm anging“, roch Sara das Feuer, wie ihre Schwester erzählt. Doch „dann hat sich das in Minuten abgespielt“. Der Rauch zog in die Wohnung, schnell konnte die Familie nichts mehr sehen. Ein Nachbar brachte sie über eine Leite auf das Vordach des Restaurants, von wo aus die Feuerwehr sie rettete. Im Krankenwagen wurden die Šeperovićs eingehend untersucht, eine Rauchvergiftung ließ sich jedoch bei keiner der drei Personen feststellen. Auch die Menschen aus der anderen Wohnung des Hauses überstanden den Brand körperlich unbeschadet.
Spendenaktion
Bis gegen 3.30 Uhr dauerten die Arbeiten in Menglinghausen an. Den Rest der Nacht verbrachte Familie Šeperović bei einer befreundeten Familie in Eichlinghofen. Am nächsten Tag zogen sie bei ihrem Freund David Münzberg und seiner Familie ein, die über einen Anbau mit Wohnung verfügen. Schnell seien immer wieder „Leute gekommen“, die helfen wollten, erzählt Münzberg. Aber „man kann eigentlich nicht wirklich helfen“. Um trotzdem eine Unterstützungsmöglichkeit zu schaffen, rief er eine Spendenaktion für die Šeperovićs ins Leben. „Nach den letzten finanziell anstrengenden Monaten, die Corona für das Restaurant mit sich gebracht hat, ist nun die Küche komplett ausgebrannt und die Wohnungen nicht nutzbar“, schreibt er auf gofundme.com, „Egal ob kleine Spende, große Spende oder nur ein Weiterleiten dieser Kampagne, alles hilft für den Wiederaufbau und eine hoffentlich baldige Eröffnung!“
Schadensumme offen
An den Erfolg der Aktion glaubte Münzberg zunächst kaum. „Wenn man Glück hat, kommt man so auf 100“ Euro, vermutete er. Dennoch setzte er das Spendenziel auf 5.000 Euro und am zweiten Tag war diese Zahl erreicht. Am Donnerstag stellte Ema dann fest: „Die 10.000 sind jetzt geknackt.“ Inzwischen zeigt das Spendenkonto eine Summe von 11.256 Euro* an. Wie viel Geld ihre Familie brauchen wird, um ihre Wohnung und den Gastraum des Restaurants reinigen zu lassen, die Küche zu sanieren und die Elektrogeräte zu ersetzen, ist noch unklar. Dass eines der Letzteren, das heißt ein „technischer Defekt“, für den Brand verantwortlich ist, steht bereits fest. Brandstiftung konnte ausgeschlossen werden und es ist auch „nicht unser Verschulden“, so Ema Šeperović.
Am Donnerstag begutachtete die Versicherung der Familie die Räumlichkeiten. Auch die Versicherung des Hauseigentümers wird sich ein Bild machen. Zusätzlich wird ein Statiker von Nöten sein, der den Zustand Fachwerk beurteilt. „Das wird jetzt wahrscheinlich wochenlang dauern“, vermutet Ema Šeperović.
Während dieses Ausnahmezustandes „ist es gut, dass wir zusammen sind“, sagt sie, „Doch dann ist es auch gut, dass man wieder in das normale Leben findet.“ Vorläufig jedoch hat die Berliner Jurastudentin die Organisation für ihre Familie in die Hand genommen.
*Stand: 10. Mai, 12.30 Uhr
David Münzberg hat unter folgendem Link eine Spendenkampagne ins Leben gerufen:
https://de.gofundme.com/f/erst-corona-jetzt-emas-pfeffermhle-ausgebrannt?qid=658352c9a30f22e61dc6f132adef08d9&utm_campaign=p_cp_url&utm_medium=os&utm_source=customer