Angela Orosz-Richt, Eva Umlauf und Władysław Osik teilen dasselbe Schicksal: Sie sind alle drei „Kinder von Auschwitz“, gehören also zu den wenigen, die im Konzentrationslager der Nazis zur Welt kamen und dennoch überlebten.
Anlässlich des 79. Jahrestages der Lager-Befreiung besuchten die drei nun Ende Januar sowohl einige Dortmunder Schulen als auch die Auslandsgesellschaft. Seinen längsten Zwischenstopp legte das Trio am 25. Januar in der Aula der Droste-Hülshoff-Realschule auf Einladung der „AG gegen rechts“ ein.
Die Erinnerungen, die sie dabei im Gepäck hatten, porträtierte das Schreckensszenario ihrer Kindheit dabei weit eindrücklicher, als es neutralere Berichte je könnten.
Nach ihrer Geburt nicht zu Geräuschen fähig gewesen zu sein, habe ihr wohl das Leben gerettet, resümierte etwa Angela Orosz-Richt. „Mach keine Geräusche“, habe ihre Mutter gefleht. „Denn hätten sie uns entdeckt, wären wir getötet worden.“ Dass das Neugeborene tatsächlich stumm blieb, hatte einen dramatischen Grund: „Ich wog“, blickt die 79-Jährige zurück, „unter einem Kilo und hatte keine Energie mehr.“ Fast acht Jahrzehnte später leben die drei „Kinder von Auschwitz“ an ganz unterschiedlichen Ecken des Globus. Frau Orosz-Richt wanderte nach Kanada aus, während die Wege von Eva Umlauf der Liebe wegen tatsächlich zurück nach Deutschland – genauer: nach München – führten. Das, gesteht der nahe Warschau lebende Władysław Osik, sei für ihn nie eine Option gewesen. Der Hass auf die Deutschen allerdings, resümierte der 80-Jährige in Kirchlinde, sei im Laufe seines Lebens verschwunden.
Kirchlindes Schule als Ort des einzigen gemeinsamen Auftritts des Trios war im Übrigen sicherlich kein Zufall, haben sich Schülerschaft und Kollegium der DHR im Laufe des letzten Jahrzehnts doch bereits in vielfacher Weise um das Wachhalten der Erinnerung an der Nationalsozialismus verdient gemacht.
Jüngstes Beispiel ist das Engagement der Klassen 10 b und 10c für das sog. „Arolsen Archiv“, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine möglichst lückenlose Datenbank der Opfer des NS-Regimes zu erstellen. Kirchlindes Zehntklässler widmeten sich ihrer Aufgabe des Abtippens analoger Karten so akribisch, dass sie sich am Ende sogar mit Bild auf der Website der Organisation widerfanden.