„Mit so etwas“, macht Angela Holpert ihrem Ärger Luft, „kann man einen Verein kaputt machen!“ Was die 1. Vorsitzende des VfR Kirchlinde auf die Palme bringt, sorgt aktuell allerdings nicht nur rings um den Sportplatz am Bärenbruch für Fassungslosigkeit:
Im Laufe der letzten Wochen hatten die Bezirksliga-Aufstiegsträume der Kirchlinder immer mehr an Gestalt angenommen. Auf der Zielgeraden schien alles auf einen Zweikampf mit dem SC Osmanlispor hinauszulaufen, der allerdings aufgrund diverser Vorfälle in der Vergangenheit unter besonderer Beobachtung des Landesfußballverbands – also gewissermaßen „auf Bewährung“ – kickte.
Am 7. Mai dann geschah es wieder: Beim Spielstand von 2:2 auf der Anlage des RW Germania provozierten Zuschauer des Clubs aus der Nordstadt einen Spielabbruch; der Schiedsrichter gab zu Protokoll, ein Linienrichter sei gar gewürgt worden. Kurz darauf befand das Schiedsgericht des Kreises über die Angelegenheit und wertete das über den Aufstieg entscheidende Match zuungunsten des SC Osmanlispor.
Der jedoch ging daraufhin in die Berufung – und während am Bärenbruch die Aufstiegs-T-Shirts angeliefert wurden und man für das Straßenfest die ultimative Party ins Visier nahm, kippte die höhere Instanz das ergangene Urteil! Mittlerweile nämlich gab es hinsichtlich des Skandalspiels vom 7.5. offenbar einen neuen Sachstand: „Nicht gewürgt, nur bedroht“ worden sei – wie sich herausgestellt habe – der erwähnte Linienrichter im Verlauf der Ereignisse, ließ der damals eingesetzte Referée wissen. Und gab außerdem zu Protokoll, ein Spielabbruch wäre bei besserem Informationsstand für ihn seinerzeit nicht in Frage gekommen.
Die zuständige Kammer unter Sportrichter Wolfgang Koschei wiederum entschied sich daraufhin keineswegs, das in der 88. Minute (!) abgebrochene Spiel mit dem vorliegenden Zwischenergebnis von 2:2 zu werten, sondern ordnete ein Wiederholungsspiel an. Gegen einen Kontrahenten wohlgemerkt, für den es in dieser Saison um nichts mehr ging und der urlaubsbedingt längst nicht mehrt alle Stammkräfte an Bord hatte.
Für das auf den 3. Juni terminierte Nachholmatch versprach Germania-Coach Tobias Ahland, man werde sich „voll reinhängen“. Klassischer Satz mit X: Mit 10:0 fegten die Nordstädter die Bodelschwingher vom eigenen Sportplatz und scheinen jetzt für die Bezirksliga planen zu dürfen.
Nicht nur in Kirchlinde fragt man sich infolgedessen, ob Platzstürme im Amateurfußball künftig zu einer attraktiven Option werden könnten. Denn hätte die Osmanlispor-Anhängerschaft das Ergebnis am 7. Mai sportlich-fair hingenommen, wäre ihr Team ja aktuell vermutlich immer noch Kreisligist.
Mittlerweile lassen die Kirchlinder sich anwaltlich vertreten und wollen ihrerseits gegen das ergangene Urteil vorgehen, das vor dem Hintergrund der oft beklagten Gewalt gegen Unparteiische zumindest erstaunlich erscheint.
In der Kreisliga A1 ist die Nachspielzeit also offenbar noch nicht abgelaufen.