Wind und Wellen schaukelten neun Athleten des SV Westfalen Dortmund am Sonntag beim Inselschwimmen Norderney durch die Nordsee. Für die erfahrenen Freiwasserschwimmer waren die 8,2 Kilometer durch das offene Meer eines der härtesten Rennen ihrer Laufbahn. Über zwei Stunden schwammen sie barfuß und mit Flossen. Mit vier Siegen in den Altersklassen und zwei Siegen in den Schwimmklassen stiegen die Westfalen aus dem Salzwasser.
Das Nordseeschwimmen wurde 1989 als Training für Rettungsschwimmer und –taucher ins Leben gerufen. Von 1993 an entwickelte sich daraus ein Event mit Wettkampfcharakter. Die Finswimmer des SV Westfalen Dortmund sind seitdem dabei. Erst schwammen sie mit der Flut von Langeoog nach Bensersiel, seit 2013 mit der Ebbe von Hilgenriedersiel nach Norderney. Die Unterwasserrugby-Spieler des Vereins nutzen seit 2010 das Schwimmen als Ausdauertraining in der Sommerpause. Jedes Jahr stehen die Athleten vor anderen Bedingungen.
Regenschauer nahm Sicht auf Leuchtturm
Am Sonntag starteten 300 Teilnehmer auf einer Linie von 20 Metern im hüfthohen Wasser vor Hilgenriedersiel. Wenige Minuten vorher regnete es, der Wind blies den Startern entgegen. Wellen störten in Schwimmposition die Sicht auf den Leuchtturm von Norderney. Nach dem Start breitete sich das Schwimmerfeld auf mehrere 100 Meter Breite aus. Jeder Schwimmer nahm seine eigene Route Richtung Insel. Ein kurzer Besuch der Sonne wärmte die Athleten auf, doch der Regenschauer danach stellte sie vor große Herausforderungen: „Ich sah weder Leuchtturm noch andere Schwimmer oder Boote“, berichtet Jan Weckelmann. Mit Orientierungslosigkeit kämpften mehrere Teilnehmer. Während die einen an einer Boje Richtung Surferhafen abbogen, zogen andere weiter Richtung Leuchtturm.
Durch die schwierigen Bedingungen erreichte Monoflossenschwimmer Michael Köster erst nach zwei Stunden als erster Westfale das Ziel Norderney. Martin Vorschulze befreite sich zwei Minuten später von seiner Monoflosse und holte sich den ersten Altersklassensieg des Vereins. Imke Rode schwamm die 8,2 Kilometer in 2:05 Stunden als schnellste Monoflossenschwimmerin. Zwei Minuten später holte sich ein weiterer Westfale Gold: Matthias Dal-Pos stieg als schnellster Finswimmer mit Stereoflossen aus dem Wasser. Siegfried Lange kam erst 17 Minuten später an, gewann aber auch den ersten Platz in seiner Altersklasse.
Die Unterwasserrugby-Spieler Christoph Nikolay, Jan und Kai Weckelmann bezwangen die Nordsee barfuß. Kai Weckelmann erreichte nach 2:24 Stunden nur wenige Sekunden nach Finswimmer Siegfried Lange die Insel. Teamkollege Ralf Schmidt folgte nach zwei Minuten mit Flossen. Die längste Ausdauer des SV Westfalen zeigten Christoph Nikolay und Jan Weckelmann – sie verließen nach 2:36 Stunden und 2:38 Stunden barfuß mit dem Mittelfeld das Meer.
Die letzten Teilnehmer kamen nach 3:20 Stunden auf Norderney an. Der Veranstalter sagte bei der Siegerehrung, dass der Start in diesem Jahr grenzwertig gewesen wäre. Die Zeiten der vergangenen Jahre machen dies deutlich: Beim ersten Schwimmen auf dieser Strecke waren die Westfalen rund 40 Minuten schneller.