Als Friseurmeisterin hat Petra Zimmer einen besonderen Blick auf Altersarmut bei Frauen, denn: „Wir Friseure verdienen ja im Grunde genommen nicht viel Geld.“ Viele ihrer Kolleginnen arbeiten unter anderem auch deshalb in Teilzeit, weil der Mann einfach mehr Geld nach Hause bringt. Doch wenn die Beziehung nicht halten sollte und die Rente dem niedrigen Verdienst entsprechend klein ausfällt, „dann stehen wir als Frauen ganz schön traurig da“. Um Frauen in dieser oder einer ähnlichen Situation wenigstens ein Häppchen Luxus zu gönnen, bot Zimmer Ende Januar in ihrem Kirchhörder Salon „Haargenau“ kostenlose Haarschnitte für 25 Kund:innen des Vereins Seniorenglück an, der sich die Unterstützung bedürftiger Senior:innen auf die Fahnen geschrieben hat.
Statt Weihnachtsgeschenken
Normalerweise verteilt Zimmer in der Vorweihnachtszeit „kleine Präsente“ an ihre Stammkundschaft. In diesem Jahr aber wollte sie es in Anbetracht der steigenden Lebenshaltungskosten etwas anders machen und verzichtete auf die Geschenke. Natürlich kommunizierte sie ihren Plan, zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen bedürftigen Senior:innen kostenlos die Haare zu schneiden. „Die Kunden haben sich auch beteiligen wollen“, erzählt Zimmer, die daraufhin ein Sparschwein in ihrem Salon aufstellte, „Wir haben viele nette Menschen hier.“ Und auch ihre Mitarbeiterinnen haben zu dem Plan, einen freien Montag zu „opfern“, „sofort alle ja gesagt – gerne“.
Tatsächlich betont Friseurin Sarinee Heiduck, sie freue sich, dabei zu sein. Außerdem empfände sie ihren Beruf ohnehin nicht als Belastung: „Unser Job ist auch wie ein Hobby.“ Helga Weinhold, die sich den Friseurbesuch normalerweise „alle drei Monate mal leisten“ kann, lässt sich ihren Kurzhaarschnitt von einer so motivierten Fachkraft verständlicherweise doppelt gern auffrischen. Und auch einige Stühle weiter weiß eine Kundin den Wert der gespendeten Frisur zu schätzen: „Ich kann das schönste Kleid anhaben, aber wenn die Haare nicht sitzen…“
Kuchen und Cappuccino zur Frisur
Bei einem Haarschnitt aber blieb es nicht, hatte eine von Zimmers Mitarbeiterinnen doch extra für diesen Montag einen Schokoladenkuchen gebacken. „Kommen Sie erst einmal ganz entspannt an. Kann ich Ihnen einen Kaffee oder einen Cappuccino anbieten?“, begrüßte die Friseurmeisterin eine Kundin, die aufgrund von ÖPNV-Verspätungen abgehetzt ihren Laden betrat.
Von 11 bis 16 Uhr nahm Zimmer an ihrem freien Tag Kundschaft an der Kirchhörder Straße in Empfang. Mit dabei waren auch Hans Georg Schwarz und Cornelia Sbosny von Seniorenglück e. V., die die Senior:innen hierher vermittelt hatten. Letztere erinnert sich beeindruckt an Zimmers Anruf, bei dem sie ihr das Angebot unterbreitete: „Das war wirklich der Hammer!“