Ein Jahr alt ist das jüngste Kind, das in die AWO Kita an der Mergelteichstraße geht. Doch auch dieser kleine Junge absolviert problemlos den Lolli-Test, der seit dem 7. Juni auf der Tagesordnung steht. „Die anderen machen es alle vor, da macht er halt einfach mit“, erzählt Kitaleiter Steffen Pohl.
Zwischen der Bringzeit um 9 Uhr und 9.30 Uhr, wenn die fertig eingetüteten PCR-Tests zur Auswertung abgeholt werden, heißt es nun zweimal wöchentlich: „Jetzt ist Lolli-Zeit!“ Dann treffen sich die Kinder in einem „verfrühten Morgenkreis“, so Pohl. „Manche singen ein Lolli-Lied“ und alle „schmatzen, was das Zeug hält“, während sie die Test-Stäbchen durch ihre Münder rühren.
„Ich war vorher ein bisschen aufgeregt“, räumt Pohl ein, „Mir war nicht klar, dass die Kinder das wirklich komplett selbst machen können.“ Und den Vorteil des Modellprojektes der Stadt Dortmund sieht er klar vor sich: „So gut getestet sind eigentlich nur Fußballprofis!“ Zweimal wöchentlich kann er sicher sein, dass seine Einrichtung coronafrei ist.
Das Prinzip Freiwilligkeit
Dass sieben Familien sich dagegen entschieden haben, ihr Kind an den Testungen teilnehmen zu lassen, findet Pohl dennoch „total okay“. Denn als Vater weiß er sehr gut, dass die Eltern hier einen großen Vertrauensvorschuss den Erzieher*innen gegenüber leisten. Da die Tests „hinter verschlossener Tür“ stattfinden, müssen Mama und Papa sich darauf verlassen, „dass das alles auf freiwilliger Basis läuft“. Möchte ein Kind sich nicht testen, darf es sich rausziehen. Wie bisher auch orientiert sich das Modellvorhaben hier an den bisherigen Bestimmungen. Eine Familie, die nicht teilnehmen möchte, muss nicht mit Konsequenzen rechnen, bestätigte Stadtsprecherin Anke Widow im Mai gegenüber unserer Redaktion.
Die Kita Mergelteichstraße ist eine von 26 Kitas im Stadtgebiet, die die Stadt für das Modellvorhaben ausgewählt hat. Kriterium waren hier mehrere Infektions- oder Quarantänefälle in einer Einrichtung. Kinder, die innerhalb der letzten sechs Monate erkrankt waren, dürfen sich übrigens nicht an den Pooltestungen beteiligen, da sie Antikörper aufweisen, die zu einem fehlerhaft positiven Testergebnis führen könnten. Pohl hat nun 1.000 Dauerlutscher bestellt, damit jedes Kind, ob es sich testet oder nicht, „was Positives mitnimmt aus der Runde“.
Modelltestungen im HoKiDo
Auch Dunja Wagner, Gesundheitsbeauftragte des HoKiDo e. V., der die Hochschul-Kita an der TU betreibt, zeigt sich erfreut über die erste Woche mit Lolli-Tests. Die Eltern fühlten sich sicherer dabei, ihre Kinder in die Kita zu bringen, erzählt sie, und „von denen, die da sind, machen fast alle mit“. Die Kinder selbst „finden das eigentlich ganz lustig“. In Zehnergruppen wird hier in den Ü3-Gruppen getestet, entsprechend der Pools, die, nachdem sie um 9.30 Uhr in der Emil-Figge-Straße fertig „gepackt, eingetütet und beklebt“ abgeholt wurden, im Klinikum Dortmund ausgewertet werden. Die Kleineren allerdings benötigen noch etwas Hilfe von den Erzieher*innen.
Mitte August soll es die erste Evaluation des Modellvorhabens geben, das erst einmal zwölf Wochen dauern soll.