In der letzten Zeit gehört bei Diskussionen im Bekanntenkreis und bei der Berichterstattung in den Medien das Thema Energiesicherheit zu den häufig behandelten Themen. Speziell die Gasversorgung, die explodierenden Gaspreise und Alternativen zu den bestehenden Versorgungsformen werden dabei breit erörtert. Klimaneutralität, Selbstverantwortung, die Versorgung aus heimischen Quellen und alternative Energien sind vielfach gehörte Schlagworte.
Ein Blick zurück
Mit der Inbetriebnahme des ersten Gaswerkes in Dortmund begann im Jahr 1856 der Siegeszug des damals noch neuen Energieträgers in unserer Region. Zuerst wurde das Gas nur für den Einsatz bei der Straßenbeleuchtung genutzt und die gasbetriebenen Straßenlaternen überzeugten die Bürger schnell von den Vorteilen dieser Energiequelle. In der zweiten Hälfte des 19. Jhd. begann man auch in Huckarde in öffentlicher wie in privater Nutzung auf den neuen Energieträger zu setzen und so wurde beispielsweise sogar in Huckardes größtem Biergarten eine „Gasanstalt“ errichtet, mit deren Hilfe die abendliche Beleuchtung der Gartenanlagen gewährleistet wurde.
Mit der künstlichen Beleuchtung wurde auch das Leben in Huckarde verändert und die Tage, auch die Arbeitstage, wurden länger. Gerade in der Industrie fand der Energieträger viele Anwendungen – zunehmend auch beim Betrieb der dortigen Beleuchtung und als Treibstoff für Maschinen. Zeitgleich zur Verbreitung der Gasnutzung wurde in Huckarde 1856 der erste Schacht der Zeche Hansa abgeteuft. Mit der Inbetriebnahme der Kokerei auf dem Gelände der Zeche Hansa im Jahr 1895 wuchs auch das Interesse an den Nebenprodukten der Koksherstellung, dabei sind Teer, Ammoniak und Benzol zu nennen. Zu diesen Nebenprodukten zählte aber auch das „Rohgas“, das bei der Kokserzeugung entsteht und nach Reinigung als „Kokereigas“ an die Stahlwerke zum Betrieb der Hochöfen geliefert wurde. Im Gegenzug lieferte die Stahlindustrie das bei der Verhüttung entstehende „Gichtgas“ mit niedrigem Heizwert an die Kokerei zurück, wo es zur Unterfeuerung von Koksöfen wiederverwendet wurde. Noch heute sind in Huckarde die dazu notwendigen und mittlerweile denkmalgeschützten Ringleitungen im Straßenbild sichtbar.
Ein Teil des Gases wurde weiter gereinigt, um als „Stadtgas“ in die öffentlichen Rohrleitungssysteme eingeleitet werden zu können. In den Privathaushalten wurde das Gas zum Kochen oder für Beleuchtungszwecke gebraucht. Dazu wurde im Jahr 1926 die Ruhrgas AG gegründet, die neue Kokerei Hansa löste ab 1928 im Verbund der Vereinigten Stahlwerke AG den Vorgängerbetrieb ab und wurde zu einem bedeutenden Gasproduzent und zur größten Kokerei des Ruhrgebietes (1955 größte Kokerei Europas). Zum weithin sichtbaren Symbol der Druckregulierung im Ringleitungssystem wurde ab 1934 der inzwischen abgerissene Großgasbehälter (Gasometer).
Der Siegeszug von Erdöl und Erdgas
In den 1960er Jahren begann man sich nach Alternativen zum schon beim Einkellern arbeitsintensiven und mit Qualm, Ruß und Ascheresten, also mancherlei Verschmutzungen verbundenen Heizen mit Kohle umzuschauen. Frei nach dem Motto „das Bessere ist der Feind des Guten“ begannen Vermieter und Mieter umzudenken. Ölöfen und bald auch Zentralheizungen lösten die altbewährten und mit Steinkohlen, Koks oder Briketts befeuerten Kohleöfen ab. Betrieben wurden diese Anlagen mit Erdöl oder mit Erdgas. Nach anfänglichem Widerstand stellten auch die Wohnungsbaugesellschaften vielerorts auf diese Zentralheizungen um und selbst in den Werkswohnungen mancher Bergbaubeschäftigten wurden die Kohleöfen immer seltener. Man erinnerte sich aber an die vergangene Energiesicherheit, als 1973 ein Ölboykott der arabischen Staaten eine Energiekrise auslöste. Diese bescherte auch den Menschen in Huckarde Einschränkungen bei der individuellen Mobilität, wie Tempolimits und letztlich im November und Dezember des Jahres sogar Fahrverbote und autofreie Sonntage.
Pipelines
Als billige Alternative zum Erdöl und an Stelle des als Stadtgas bezeichneten Eigenprodukts der Bergbaubetriebe trat um 1960 zunehmend importiertes Erdgas, vor allem aus Russland, auch weil seit 1969 das Embargo auf den Export von Großrohren in die Sowjetunion aufgehoben wurde und westdeutsche Stahlkonzerne, darunter auch Hoesch, Rohre herstellen und liefern durften. Durch diese Pipelines strömte das Gas dann in Richtung Westen.
Moderne Zeiten
Mit der Zeit wurde dann häufiger Kritik an der Energiepolitik geübt und unter den Stichworten Unabhängigkeit, Nachhaltigkeit, Klimakrise und alternative Energieerzeugung wurden neue Wege im Energiesektor gesucht. Die Hersteller von Windrädern, Solarpanelen und Wärmepumpen brachten sich in die Diskussion. Die Energieunternehmen reagierten nur langsam – und erst seit August 1997 betreibt der Energieanbieter DEW21 mit der Anlage „Airwin“ ein 65 m hohes Windrad auf Dortmunder Grund. Das Unternehmen speist damit 660.000 Kilowattstunden Ökostrom jährlich ins Dortmunder Netz ein und spart dabei 500 Tonnen Co2 pro Jahr ein. Die Folgen der Klimaerwärmung und die neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen im Inland und in der Weltpolitik lassen die Bürger erneut über die Zukunft ihrer privaten Lebensumstände nachdenken. Doch auch ein Blick zurück auf die historische Entwicklung kann interessant und hilfreich sein.